Cao Bang oder wie werde ich mein Motorrad los

22 12 2011

Ein normaler Sonntag in Cao Bang – Ban Gioc Wasserfall – der Thang Hen See – Lang(weilig)er Weg nach Hanoi – Wiedersehen mit Freunden – Motorradverkauf.

Am Sonntag schlief ich ein bisschen aus und organisierte meine Packung neu. Gegen 10 Uhr verliess ich das Hotel um mir die Stadt ein wenig anzusehen. Die Stadt hat ungefähr 45’000 Einwohner und die Häuser sind praktisch alle sehr schmal, lang und hoch gebaut. Zu sehen gab es in der Stadt eigentlich nicht viel und so setzte ich mich unweit meines Hotels in ein Café um ein bisschen im Internet zu surfen und an meinem Blog zu schreiben. Doch weit kam ich nicht und ich wurde von ein paar jungen Vietnamesen an ihren Tisch eingeladen. Sie waren zwischen 23 und 28 Jahren alt. Einige von ihnen konnten ein wenig Englisch und da in dem Café drahtloses Internet zur Verfügung stand half uns der Google-Übersetzer weiter wo das Englisch nicht mehr ausreichte. Um ein Uhr sagte ich, dass ich Hunger hätte und sie meinten sie wollten auch gleich was essen gehen. So nahmen sie mich mit in ein kleines Restaurant auf der anderen Seite das Bang-Giang Flusses. Die Vietnamesen bestellten und ich liess mich überraschen. Es kamen sechs Teller mit Fleischgerichten und etwa drei mit Zutaten. Sie zeigten mir, dass ich zuerst ein Blatt nehmen muss, ein bisschen Fleisch und ganz wenige Beilagen drauf tun muss und dann zusammenrollen. Das Ganze tunkte ich dann in eine purpurne Sauce und steckte es ganz in einen Mund. Die Sauce schmeckte mir irgendwie nicht. Und so umging ich die Sauce für die nächsten paar Happen. Eines der Fleischgerichte schmeckte mir sehr gut, es war ein bisschen wie Schmorbraten. Die anderen Fleischgerichte waren etwas zäh. Die Vietnamesen forderten mich immer wieder zum Essen auf wenn ich eine kurze Pause einlegte. Manchmal bereiteten sie mir gar einen Happen vor und tunkten ihn in der Sauce die ich nicht mochte. Und dann sagten sie mir dass es Hundefleisch sei, was wir hier assen. Nach dem Essen wollten sie unbedingt mit mir ins Karaoke gehen. Da Jyri und Ben mich anriefen sie seien in ein paar Minuten in Cao Bang entschied ich mich zuerst mit ihnen ein Zimmer in einem Guesthouse zu beziehen und danach zum Karaoke zu gehen. Nachdem wir das Zimmer bezogen hatten gingen wir noch auf dem Markt etwas essen und als ich dann den einen Vietnamesen anrief um uns zum Karaoke führen zu lassen meinte er nur sie seien bereits alle nach Hause gegangen und gingen nun schlafen. Es war kurz nach sechs Uhr. So gingen wir ein bisschen Billard spielen und zogen uns gegen neun Uhr zurück aufs Zimmer wo wir noch zwei Runden Poker spielten.

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Die Ho Chi Minh Statue in Cao Bang. Rechts: typisch vietnamesische Häuser.

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Im Café mit den jungen Vietnamesen. Rechts: am Laptop mit dem Google-Übersetzer.

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Vor dem Hunderestaurant. Rechts: der mit Hundegerichten bedeckte Tisch.

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Auf dem Markt. Rechts: Essensauswahl.

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Dich nicht so Hunger hatte, überliess ich die Bestellung Ben und Jyri.

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Am Billardspielen auf der Strasse. Rechts: Pokern im Zimmer. Da wir keine Chips hatten führte ich im Excel buch über unser Guthaben.

Am nächsten Morgen standen wir um sieben Uhr auf und machten uns nach einem ausgibigen Frühstück auf dem Markt auf den Weg zum Ban Gioc Wasserfall an der Vietnamesisch-Chinesischen Grenze. Der Wasserfall ist 85km ausserhalb von Cao Bang. Die Strassen liessen uns zu Beginn gut vorankommen, doch nach weniger als der Hälfte waren sie nur noch holprig und staubig. Die ganze Strecke fuhren wir durch Karstgebirgsgebiet und erreichten schliesslich nach etwa vier Stunden den Wasserfall. Da momentan Trockenzeit herrscht, führte der Wasserfall wenig Wasser, in der Regenzeit soll er viel mehr Wasser haben. Wir verbrachten nicht ganz eine Stunde beim Wasserfall und machten uns dann wieder auf den Rückweg. Diesmal fuhren wir einen anderen Weg, wir wollten nicht zweimal den gleichen Weg fahren und zudem war der Rückweg besser und somit waren wir schneller zurück. Die Strasse befand sich zwar auch in der Renovation, doch meist kamen wir gut voran. Nur einmal mussten wir ein paar Minuten waren bis ein Bagger einen Lastwagen mit grossen Gesteinsbrocken gefüllt hatte. In diesem Teil von Vietnam kam ein wenig herbstliche Stimmung auf, da sich bei einigen Bäumen die Blätter rot oder gar gelb verfärbt hatten. Zurück in Cao Bang gingen wir erneut auf dem Markt essen, das Essen dort ist vorzüglich und mit zwischen 20-30’000 Dong (0.90-1.35 CHF) sehr günstig. Danach gingen wir noch eine Runde Billard spielen weil wir fanden, dass wir nicht bereits um sieben Uhr ins Bett konnten. Um zehn Uhr waren wir dann schon alle am Schlafen, es war eine anstrengende Fahrt.

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Neblige Morgenstimmung über dem Bang-Giang. Am Frühstücken und rechts der Ofen auf welchem unser Frühstück zubereitet wurde.

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Auf dem Weg durch die Karstgebirge zum Ban Gioc Wasserfall.

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Eine sehr schöne Gegend zum Motorradfahren (wenn die Strassen in Ordnung sind).

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Der rechte Teil des Ban Gioc Wasserfalls

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Aussicht vom oberen Rande des Wasserfalls. Rechts: der linke Teil des Wasserfalls.

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Ich vor dem linken und dem rechten Teil des Ban Gioc Wasserfalls.

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Der ganze Ban Gioc Wasserfall auf einem Bild.

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Herbstliche Farben in den Wäldern nahe des Wasserfalls. Recht: ein paar Minuten Pause.

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Diesmal Billard in einer Billardhalle.

Ben hatte etwas schlechtes gegessen oder etwas nicht vertragen und pendelte die ganze Nacht zwischen Toilette und Bett. Ich hatte davon nichts gemerkt und war am Morgen bereit um erneut einen Ausflug von Cao Bang zu machen. So beschlossen Jyri und ich gemeinsam rauszugehen während Ben das Hostelzimmer hütete. Bevor wir das Zimmer verliessen schrieb ich mein Motorrad im Lonely Planet Forum zum Verkauf ab dem 26. Dezember aus. Jyri wollte sein Vorderlicht und seinen Blinker erneuert haben und so gingen wir zu einem Mechaniker. Einer der hilfsbereiten Männer war wohl direkt vom Ausgang zum Mechaniker gekommen und trank auf am Morgen zwischen neun und zehn Uhr weiter. Auch er hantierte am Motorrad von Jyri herum während dem der Mechaniker die Ersatzteile beschaffen liess. Während der zwei Stunden die wir beim Mechaniker verbrachten erhielten wir einen kurzen und irgendwie traurigen Einblick in das Alltagsleben dieser Männer. Sieben Männer waren beim Mechaniker, wovon der Mechaniker und der noch stark betrunkene am Motorrad herumschraubten während dem die anderen zuschauten, rauchten und Bier oder Reisvodka tranken. Wären wir nicht da gewesen mit Jyris Motorrad, hätten auch die beiden Mechaniker nichts zu tun gehabt. Die einzige Arbeitskraft die ständig etwas machte und somit wohl für das regelmässige Einkommen sorgte war die Frau des Mechanikers, welche ununterbrochen ein Motorrad nach dem anderen wusch. Als die Arbeiten erledigt waren, Jyri bezahlt hatte und wir gehen wollten, mussten wir erst noch den Reisvodka probieren, in welchem ein paar Schlangen eingelegt waren und er daher schon gelblich war. Das war natürlich keine gute Idee da wir noch kein Frühstück gegessen hatten und so machten wir uns dann gleich auf in ein kleines Strassenrestaurant um eine Pho zu essen. Endlich etwas richtiges im Magen machten wir uns auf den Weg nach Nuoc Hai um dort einen Markt zu besuchen der entweder schon vorbei war, nicht dem entsprach was wir vom Beschrieb im Reiseführer her erwarteten oder wir einfach nicht fanden. Wir setzten uns eine halbe Stunde an einen Fluss um zu besprechen was wir nun tun wollten.

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Beim Mechaniker mit Jyris Motorrad. Rechts: der angeheiterte Mann in der karierten Jacke versucht sich am Motorrad während der Mechaniker die Ersatzteile bestellt.

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Jyri hatte ein Schloss am Motorrad wozu er keinen Schlüssel hatte, so beauftragte er den Mann in der karierten Jacke es aufzusagen. Rechts: mir wird der Reisvodka angeboden, auf dem Tisch steht das Glas wo der Reisvodka mit den Schlangen drin ist.

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Die Pho war bestellt und wir waren hungrig. Rechts: an diesem Fluss überlegten wir unsere nächste Route.

Wir entschieden uns dann nicht eine andere Route zu nehmen um zum Than Hen See zu fahren, sondern wieder über Cao Band zu fahren, da dies um einiges schneller ging. So fuhren wir zurück nach Cao Bang, die 20km brachten wir in weniger als einer halben Stunde hinter uns und standen keine Stunde später am Than Hen See. Wir hatten schon gelesen, dass der See in der Trockenzeit viel kleiner sei, doch was wir vorfanden enttäuschte uns schon ein wenig. Vom See war nicht mehr viel übrig. Ein paar Boote lagen etwa acht Meter über dem Wasserspiegel auf den Felsen die während der Regenzeit unter Wasser sind. Wir wanderten ein bisschen herum und stiessen auf einen hässlichen und nicht in die Gegend passenden Pool der wohl auch nur während der Regenzeit betrieben wird. Allgmein machte die dort aufgestellte Anlage für Touristen den Eindruck, dass man hier Geld investiert hatte, in der Hoffnung viele Touristen anziehen zu können. Dann merkte man, dass dies nicht wie erhofft klappt und hat die Investitionen eingestellt und liess Teile der Anlage brach liegen. Ich wollte dann kurz einen kleinen Pfad zwischen zwei Karsthügeln durch wandern und so liess ich Jyri der nicht wollte alleine zurück. Auf dem Weg entdeckte ich ein paar Bluttropfen auf den Steinen. Es wurden immer mehr und nach etwa 50m fand ich einen grossen Stein der fast komplett mit Blut überdeckt war. Da wir kurz zuvor einen Schuss aus dieser Richtung gehört hatten war mir nicht gerade wohl. Das Blut war jedoch schon trocken und so entschied ich mich trotzdem weiter zu gehen, da ich schauen wollte ob auf der anderen Seite auch ein See vorhanden ist. Ich ging also weiter, auch die Blutspur führte den weiteren Weg hinauf. Als ich oben angelangte erkannte ich bald, dass man auf der anderen Seite wegen des dichten Urwaldes nicht heruntersehen konnte und kehrte um.

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Der geschrumpfte Than Hen See.

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Der hässliche Pool neben dem Than Hen See. Rechts: ein grosses Insekt, welches ich vor dem Ertrinken im Pool gerettet habe.

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Der Pfad welchen ich hinauf ging führte zwischen den beiden Hügeln links im Bild durch. Rechts: der Beginn des Aufstieges.

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Erste Blutspuren.

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Der Weg ging steil hinauf. In Vertiefungen eines Steines sammelte sich ziemlich viel Blut.

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Der Weg und der “Ausblick” auf der anderen Seite.

Zurück aus dem Urwald ging ich erleichtert mit Jyri zum See hinunter. Wir betrachteten die Schiffe die ohne das Wasser ziemlich nutzlos waren und machten uns dann bald wieder auf den Rückweg. Zurück in Cao Bang ging ich mit Jyri ein letztes Mal auf dem Markt essen, wir verabschiedeten uns von unserer Stammwirtin und gingen zurück ins Hotel. Im Hotel angekommen erhielt ich einen Anruf von Barbara, welche an meinem Motorrad interessiert war. Jedoch wollte sie das Motorrad bereits am 22. Dezember habe. Ich überlegte mir etwa eine Stunde ob ich meinen Plan an die Küste zu fahren verwerfen soll und stattdessen direkt nach Hanoi fahren und mein Motorrad verkaufen soll. Als ich mich entschieden hatte, rief ich Barbara an und machte den Handel mit ihr aus. So packte ich meine Sachen um am nächsten Morgen führ loszufahren um innerhalb von zwei Tagen nach Hanoi zu gelangen.

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Der Weg zum Than Hen See. Rechts: eine Stelle wo das Wasser versickerte.

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Zwei Boote hoch über dem aktuellen Wasserspiegel.

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Ein letzter Blick auf den See und wir machten uns auf den Weg durch die Karstlandschaft (rechts) zurück nach Cao Bang.

So stand ich am nächsten Morgen früh auf und liess Ben und Jyri schlafend im Hotel zurück. Ich fuhr sehr schnell, denn ich wollte bis kurz vor Hanoi kommen am heutigen Tag, was eine lange Strecke bedeutete. Um zehn Uhr war ich bereits in Lang Son, was bedeutet dass ich bereits 130km von 300 geschafft hatte. Die Strassen bis Lang Son waren meist in sehr gutem Zustand. Ab Lang Son fuhr ich auf dem AH1, der Hauptachse von Nord- und Südvietnam. Die Strasse war in super Zustand und ich konnte schnell fahren. Das einzige was mich in der Geschwindigkeit hinderte war der Schwerverkehr. Diese Lastwagen und auch die Buse überholen immer und überall. Der Schwächere muss dann ausweichen, abbremsen oder kurz die Strasse verlassen. Um etwa halb zwei Uhr fuhr ich an Hanoi vorbei bis nach Tuong Tin 18km südlich von Hanoi. Die Ausfahrt war so schlecht beschriftet, dass ich sie verpasste. Um halb drei Uhr hatte ich dann bereits mein Bett für 4$ im Green Hanoi Backpackers bezogen. Ich liess mein Motorrad waschen, die Kette anziehen und ölen damit es bereit war für den Verkauf. Dann traf ich mich mit Romina welche ich in Ulan Bator kennengelernt hatte. Wir assen am Abend gemeinsam danach ging sie in die Wasserpuppen-Show und ich traf mich mit Ben und Jyri, welche nachdem ich ihnen mitgeteilt hatte wie gut die Strassen seien auch gleich direkt nach Hanoi fuhren.

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Die langweilige und gute Strasse des AH1. Rechts: mein Motorrad wird gewaschen.

Am nächsten Tag schlief ich ordentlich aus und bereitete den Handel für mein Motorrad vor. Barbara wollte das Motorrad nämlich für ihren Freund, der sie besuchen kam. Er sollte um 15.40 in Hanoi mit dem Flieger eintreffen und um 19.00 mit dem Zug nach Da Nang fahren. Somit war ich derjenige, der das Motorrad welches bis spätestens 16.00 Uhr aufgegeben sein musste, in den Zug eincheckte. Um 17.30 Uhr traf ich dann Wolfi am Bahnhof, übergab ihm Schlüssel, Abholschein, Papiere für das Motorrad sowie meine gesamte Motorradausrüstung. Ich erhielt von ihm die abgemachten 400$, 416’000 Dong für den Transport, welche ich vorschiessen musste und dann lud er mich noch auf einen Drink ein. Wir quatschten noch eine Weile bis er dann auf den Zug ging um nach Da Nang zu fahren wo er dann am 25. Dezember zum ersten mal sein neues Motorrad sieht. Der Handel war sehr speziell und basierte auf einer grossen Vertrauensbasis zu Unbekannten. Ich hoffe Wolfi wird es auf dem Motorrad geniessen können.

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Da muss es was zu sehen geben. Ach ne, da gibt es mein Frühstück. Rechts: plus eine Ovomaltine-Fälschung.

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Hier wurde mein Motorrad eingecheckt. Rechts: die Etikette mit der Destination Da Nang.

Mit 400$ in der Tasche und ohne Motorrad konnte ich mich nun wieder dem normalen Backpackerleben widmen. Ein bisschen traurig war ich schon, als ich dem Wolfi die Schlüssel übergab. Und dass ich nun Busfahren muss, damit kann ich mich noch nicht so recht abfinden.

Cheers

Simu



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