Lonely Rider Vietnam

25 11 2011

Wegfahren aus Hue – durch den Regenwald auf den Ho Chi Minh Pfad zurück – Amerikanische Flugzeugbasis in Khe Sanh – endlich alleine auf der Strasse – Phong Nha Farmstay.

Um 7.30 klingelte mein Wecker. Um 7.45 klingelte mein Wecker erneut und ich stand dann ein bisschen widerwillig auf. Ich trug meine Sachen aus dem Zimmer in welchem 13 andere noch am schlafen waren und erstellte meine Packung auf der Veranda. Ich ass etwas kleines zum Frühstück und fragte anschliessend einen Hue Easy Rider den ich auf der andern Strassenseite gesichtet hatte ob er mir den Weg raus aus Hue auf den Ho Chi Minh Pfad erklären könne. Dies hörte sich viel schwieriger an als ich es mir vorgestellt hatte. Schlussendlich überzeugte mich der Typ davon, einen Easy Rider für einen Tag anzuheuern. Kurze Zeit später kam der Easy Rider Phuoc um mit mir aus Hue raus zu fahren. 40$ kostete der Easy Rider für den einen Tag. Mein Motorrad war schnell bepackt und dann ging es gleich los. Mitten in den Verkehr, da eine Abkürzung und dort eine kleine Seitengasse -  ich hätte den richtigen Weg mit sehr viel Mühe gefunden, wenn überhaupt. Die 40$ hatten sich also schon nur für den einfachen Start gelohnt. Als wir Hue verlassen hatten fuhren wir Richtung Westen in den Regenwald. Der Ho Chi Minh Pfad verläuft parallel zur Küste und zur Grenze zu Laos, jedoch näher bei der Grenze zu Laos. Es begann leicht zu tröpfeln, hoffnungsvoll fuhren wir trotzdem weiter. Als die Hosen schon ein bisschen nass waren entschieden wir uns für die Regenkleidung. Jimmy hatte mir seine Regenhose überlassen, da meine Militärregenhosen mir zu knapp waren. Kaum waren wir gegen den Regen gewappnet begann es aus Kübeln zu giessen. Am Anfang fand ich das irgendwie noch ganz lustig, nach einiger Zeit ermutigte ich mich mit “Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Ausrüstung” zum Weiterfahren, aber als meine Schuhe bereits voll Wasser waren und ich wegen dem Wind und der Nässe zu frieren begann, wollte ich nur noch nach Khe Sanh und ins Hotel. Die Strasse war super, richtig schön geschlängelt und weitgehend verkehrsfrei, einzig das Wasser welches auf ihr floss störte das Fahrvergnügen. Zum Teil überquerten wir Strassenabschnitte die von matschiger roter Erde von einem Erdrutsch überdeckt waren. Zwei drei mal wäre ich fast ausgeschlipft, doch ich habe jede matschige Stelle überwunden. Zum Fotografieren war es mir jedoch eindeutig zu anstrengend. Ich war froh als wir den Ho Chi Minh Pfad erreichten, da dieser heute noch als wichtige Verkehrsachse dient ist er in dementsprechend gut unterhaltenem Zustand. Bereits um 11.30 assen wir zu Mittag und genossen es vom Trockenen aus dem Regen zuzuschauen. Gestärkt durch die gute Vietnamesische Küche machten wir uns wieder auf den Weg. Der Regen hatte ein wenig nachgelassen. Nun fuhren wir Richtung Norden und dort schien es heller zu sein. Zeitweise waren dann sogar die Strassen trocken und wir kamen gut voran. Kurz bevor wir in Khe Sanh einfuhren ging es nochmals stark bergauf. Ein sehr langsam bergauffahrenden Lastwagen wollte ich überholen und da geschah es wieder, meine Kette fiel raus. Phuoc fuhr weiter da er mein Unglück nicht mitbekam. Ich fuhr mit dem letzten Schwung rechts ran und schaffte es sogar ganz alleine, die Kette wieder einzusetzen um zumindest bis zum nächsten Mechaniker zu fahren. Als ich dann wieder losfuhr ging es nicht lange bis mir Phuoc entgegenkam. Wir fuhren zum nächsten Mechaniker, nicht einen Kilometer weiter. Der Mechaniker justierte mein Hinterrad und zog die Kette an. Ein Arbeitsaufwand von weniger als fünf Minuten. Dafür stellte er mir 5’000 Dong in Rechnung, das sind etwa 22 Rappen. Durch die Reparatur hatte mein Motorrad wieder an Kraft gewonnen und wir fuhren in Khe Sanh ein.

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Nebel trübt die Sicht. Wolken spenden Regen den ich nicht bräuchte.

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Endlich eine Aufhellung, leider nur klein und von kurzer Dauer.

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Meine Lederhandschuhe waren völlig durchnässt und färbten ab. Rechts: die Kette wird nachgezogen und das Rad justiert.

Bevor wir ins Hotel eincheckten besuchten wir eine der grössten Militärbasen betrieben von den Amerikanern während des Vietnamkrieges. Die Basis war in der ersten Hälfte des Jahres 1968 sehr stark umkämpft. Die Amerikaner verzeichneten zwar im Gegensatz zu den Nordvietnamesen geringe Verluste, doch gaben sie die nach den Kämpfen grösstenteils zerstörte Basis auf. Die Pisten sollen nun wieder erneuert werden, wie mir Phuoc erklärte, damit dort ein neuer Flugplatz entstehen kann. Einige Flugzeuge, Helikopter, Panzer und Bomben sind auf dem Gelände ausgestellt. Nach dem Besuch der ehemaligen Amerikanischen Militärbasis gingen wir in unser Hotel. Endlich konnte ich meine nassen Sachen ausziehen und etwas trockenes anziehen. Das Hotelzimmer war ganz ok, auch wenn es ziemlich viele Spinnennetze hatte. Ich teilte mir das Zimmer mit Phuoc. Danach gingen wir essen und anschliessend Vietnamesisches Billard spielen. Letzteres wird nur mit drei Kugeln auf einem Tisch ohne Löcher gespielt. Ziel ist es immer mit der selben Kugel die beiden anderen zu berühren. Wer das schafft, darf erneut spielen, solange bis er es nicht mehr schafft. Jeder erfolgreiche Stoss ergibt einen Punkt. Ich spielte gegen Phuoc auf 20 Punkte und lag nach einiger Zeit mit 14 zu 7 in Führung. Phuoc gewann schlussendlich mit 20 zu 18. Er hat mich einen Vorsprung ausbauen lassen um dann in einmal aufzuholen und mich zu besiegen. Um 9 Uhr schlieft Phuoc bereits, ich löschte das Licht um 10 Uhr und schlief ziemlich bald ein. In der Nacht erwachte ich mehrmals, draussen hörte ich den Regen in Strömen fallen. Es regnete die ganze Nacht durch.

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Eine alte Piste der Militärbasis in Khe Sanh.

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Unser Zimmern in Khe Sanh. Rechts: Spinnennetze in der Ecke über meinem Bett.

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Essen in einem kleine Restaurant. Rechts: Vietnamesisches Billard.

Am nächsten Morgen war bereits um 7 Uhr aufstehen angesagt. Ich verpackte meine zum Teil noch nicht ganz getrockneten Sachen und wir gingen frühstücken. Es gab Pho. Meine Schuhe waren immer noch nass und so zog ich mir über die Socken wieder je eine Plastiktüte um zumindest trockene Füsse zu haben. Phuoc wollte mich an die Küste führen um dort eine demilitarisierte Zone zu besichtigen sowie einen Teil des dortigen Tunnelsystems. Er wollte mich dann über den Highway No.1 nordwärts weiterfahren lassen. Ich überzeugte ihn davon, dass ich lieber abseits der Küste auf dem östlichen Ho Chi Minh Pfad fahren würde. Für diese Strecke gibt es zwei parallel verlaufende Teilstrecken des Ho Chi Minh Pfades, eine nahe der Laotischen Grenze verlaufende und jene etwa in der Mitte des Landes verlaufende. Ich sagte ihm ich wolle am heutigen Tag unbedingt bis nach Phong Nha kommen. Er sagte mir, dass dies zu weit für ihn sei, er mir aber nach einem Stück zeigen könne wo ich weiterfahren müsse. So fuhren wir los, wieder auf dem Ho Chi Minh Pfad. Wir besuchten einen Friedhof von gefallenen Vietnamesen während dem Amerikakrieg. Einige Angehörige suchten gerade den Friedhof auf um den Gefallenen eine Opfergabe zu bringen. Dies waren Kleidungsstücke, Esswaren und Räucherstäbchen. Das meiste wurde verbrannt, dazu standen verschiedene Gefässe bereit.

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Vietnamesischer Friedhof für im Amerikakrieg Gefallene.

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Angehörige bringen Opfergaben und verbrennen sie.

Die Weiterfahrt war ziemlich angenehm. Es regnete nicht und hatte sehr wenig Verkehr. Irgendwann tönte mein Motor nicht mehr wie er sollte und ich fuhr wieder einmal zu einem Mechaniker. Dieser baute den Zünder aus und ersetzte ihn durch einen neuen. Nach einigen weiteren Justierungen konnten wir dann weiterfahren. Und jetzt ging es auch ein bisschen schneller, wir erreichten eine Spitzengeschwindigkeit von 80 km/h. Schneller will ich auf diesen Strassen auch nicht fahren. Um 12.30 gingen wir essen. Es gab Pho. Während dem Essen erklärte mir Phuoc wo ich durchfahren musste bis nach Phong Nha und dann verabschiedete er sich von mir.

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Fast kein Tag vergeht ohne ein Stopp beim Mechaniker.

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Phuoc: “You are free!”

Von nun an hiess es: Ich, mein Motorrad und die Strasse. Ich fuhr Richtung Norden los, Phuoc ging Richtung Süden zurück nach Hue. Ich stoppte einige Male um ein paar Fotos zu machen. Einmal kamen interessiert scheinende Kinder hergelaufen, posierten für ein Foto und sprachen ein wenig mit mir. Anschliessend verlangten sie Geld.

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Die Strasse gehört mir. Rechts: Kinder am Strassenrand.

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Einfahrt zu Phong Nha.

In Phong Nha angekommen fragte ich mich zum Farmstay durch. Lukas hatte mir in Hoi An von dem Farmstay erzählt und davon geschwärmt. In Phong Nha rief ich Ben, den Besitzer des Farmstays, an und traf ihn kurze Zeit später etwa 8km ausserhalb von Phong Nha. Der Farmstay hatte einen Raum mit 10 Betten und einige Doppelzimmer und befand sich Mitten im Nirgendwo am Rande eines kleinen Dorfes. Die Atmosphäre dort gefiel mir von Anfang an super. Ben erzählte mir von einer Tour die am folgenden Tag starten sollte, eine Trekkingtour mit Übernachtung im Dschungel und Besuch von Höhlen. Er erklärte mir, dass die Höhlen erst vor kurzem von ein paar Engländern entdeckt wurden und er vor wenigen Tagen als erster mit viert Touristen dort war. Der zweitägige Trip war sehr teuer und so brachte ich einige Minuten bis ich einwilligte.

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Ausblick vom Phong Nha Farmstay.

Cheers

Simu



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