Highway to hell

24 11 2011

Kon Tum nach Kham Duc – meine Vietnamesischen Verkehrsregeln – “Pimp my bike” zum dritten – super Wetter bis nach Hoi An – Schneiderstadt Hoi An – My Son – über den Wolkenpass nach Hue – minus ein Motorrad – Hue.

Am sechsten Tag fuhren wir von Kun Tum nach Kham Duc. Wir starteten mit einem gemütlichen Frühstück am Strassenrand und dann weiter auf dem Ho Chi Minh Pfad gen Norden zu fahren. Wir fuhren durch abgelegene Gegenden, denn die Hauptverkehrsachse zwischen Nord- und Südvietnam ist der Highway No. 1, und diesen mieden wir. Entlang vom Dak Po Ko Fluss fuhren wir durch weite Ebenen und enge Täler.

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Frühstück am Strassenrand.

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Auf dem Ho Chi Minh Pfad. Rechts: Dave und ein kleines Schlagloch.

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Hängebrücke über den Dak Po Ko Fluss.

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Herrliche Motorradstrecken lagen vor uns.

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Blauer Himmel war am heutigen Tag angesagt. Rechts: Reisfelder.

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Drei Ernten pro Jahr können hier erzielt werden. Rechts: Easy Rider Peter.

Nach einem gemütlichen Tag fuhren wir gegen 4 Uhr nachmittags in Kham Duc ein. Wir übernachteten in einem kleinen gemütlichen Hotel. Das Zimmer hatte einen Fernseher und so schaute ich mir nach langer Zeit wieder einmal einen Film an. Auf dem HBO-Sender laufen rund um die Uhr Filme in Englisch mit Vietnamesischen Untertiteln. Zombieland sorgte für leichte Unterhaltung, ist aber nicht unbedingt sehenswert.

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Ausblick vom Hotel in Kham Duc. Rechts: Sonnenuntergang.

Am nächsten Morgen hatte Peter meinem Motorrad einen neuen Sattelüberzug besorgt und montiert. Durch dieses kleine Extra kann Luft zwischen mein Hintern und den Ledersattel gelangen, was das stundenlange Herumfahren deutlich angenehmer macht. Im Hotel gab es kein Frühstück und so gingen wir in das Restaurant wo wir abends zuvor unser Nachtessen assen. Wir praktisch immer bestand das Frühstück aus Tee, zwei kleinen Baguetten und einem Rührei mit Gurken und Tomaten.

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Mit neuem Sattelüberzug. Rechts: Abfahrt nach dem Frühstück.

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Aufwärts in die Berge, durch den Regenwald und vorbei an Wasserfällen.

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Viele Stopps machten wir auf Brücken, da von dort aus meiste eine gute Aussicht zu geniessen war.

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Und die Stopps wurden auch zur Erholung vom ewigen Sitzen gebraucht. Rechts: zum Glück hatten wir Peter, der uns die Richtung wies.

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Meine Vietnamesischen Verkehrsregeln.

    1. Hupen: Vor jedem Losfahren wird die Hupe getestet. Gehupt wird im Gegensatz zur Schweiz nicht um einen anderen Verkehrsteilnehmer auf dessen Fehler hinzuweisen, sondern um zu zeigen, dass man hier ist und etwas macht. Dies kann sein Überholen, Abbiegen, Anhalten oder Losfahren. Gehupt wird auch in folgenden Situationen: Wenn Tiere oder Menschen am Strassenrand stehen und man nicht sicher ist was sie vorhaben. Wenn man anderen Verkehrsteilnehmer den Vortritt nimmt. Die Hupe ist somit das wichtigste Instrument um das Überleben auf den Strassen Vietnams zu gewährleisten.
    2. Kreisverkehr: Warum die Vietnamesen doch einige Kreisel haben ist mir ein Rätsel, denn es herrscht Rechtsvortritt in den Kreiseln. Besser wäre sie mit einer anständigen Ampel bedient. Da die Kreisel nun jedoch vorhanden sind und meistens ein Verkehrschaos konstruieren, werden Polizisten eingesetzt, die den Verkehr in den Kreiseln zu regeln versuchen. Ich fahre meist im Windschatten anderer Motorradfahrer durch einen Kreisel oder nutze den Schutz eines querstehenden Buses.
    3. Überholen: Der Vietnamesische Verkehr ist meist ziemlich langsam. Wer vorwärts kommen will muss zwangsläufig überholen. Beim Überholen gehört der Vortritt dem Stärkeren. Buse und Lastwagen halten ihre Geschwindigkeit konstant und überholen überall. Egal ob auf engen Passstrassen oder im dichten Verkehr in einem grösseren Dorf. Da diese Überholmanöver oft fast die ganze Strasse beanspruchen ist rechts oder sogar auf dem Gehweg zu überholen eine sicherere Methode um nach Vorne zu kommen. Doch auch da ist Vorsicht geboten wegen des abbiegenden Gegenverkehrs (—> Abbiegen).
    4. Abbiegen: Hupen! Unbedingt hupen bevor man abbiegt. Wer hat soll auch den Blinker benutzen, ansonsten mit Handzeichen auf das Vorhaben hinweisen. Beim Linksabbiegen in dicht befahrenen Strassen empfiehlt es sich frühzeitig die Strassenseite zu wechseln, sobald sich eine dafür geeignete Lücke bietet. Dann wird am Strassenrand auf der Gegenfahrbahn langsam gefahren, natürlich unter ständigem Hupen.
    5. Polizei: Die Polizei spricht nur Vietnamesisch. Anhaben können sie einem nichts und wenn, dann verstehen wir Ausländer das sowieso nicht. Vom Easy Rider erfuhren wir, dass wenn uns Polizisten rauswinken wollen, sollen wir lächeln, zurückwinken und vorbeifahren. Einzig in den Dörfern beträgt die Höchstgeschwindigkeit 40 km/h und wird oft durch mobile Radarkontrollen überprüft.

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Zwischenstopp auf einer Brücke über den Tranh Fluss. Rechts: Blumenverkäufer bei der Ankunft in Hoi An.

Als wir in Hoi An ankamen, checkten wir im Hotel ein und gingen gleich weiter um zu essen. Es war bereits 3 Uhr nachmittags und wir hatten riesen Hunger. Wir alle bestellten uns Pizzen, die waren zwar nicht wirklich top, aber nach so langer Zeit wieder einmal eine Pizza zu essen machte sie schon essbar. Danach suchten wir einen Schneiderladen auf, wo wir uns Vermessen und bekleiden liessen.

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Schneiderladen in Hoi An. Rechts: engstes Klo das ich jeh gesehen habe.

Am nächsten Morgen wechselten wir unser Zimmer. Die Klimaanlage funktionierte nicht, es war sehr feucht und roch modrig. Zwei Wochen zuvor stand Hoi An unter Wasser, wahrscheinlich wurde das Zimmer nicht gut genug gereinigt und getrocknet. Dann fuhren Peter, Michelle und ich in die 40km entfernte Tempelstadt My Son. Die Ruinen der Tempelstadt zählen seit 1999 zum Weltkulturerbe, 30 Jahre zuvor wurde der grösste Teil der Tempelstadt durch die Bombardierungen der Amerikaner zerstört. Die Tempelstadt stammt aus der Zeit der Cham und symbolisiert den Einfluss der Hinduistischen Architektur in Südostasien.

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Panoramaansicht einer Tempelanlage in My Son.

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Verschont gebliebene Gebäude der einer Tempelanlage.

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Nicht mehr viel vorhanden seit 1969. Rechts: Ausblick auf den angrenzenden Regenwald.

Nach dem Mittag kehrten wir bereits wieder zurück nach Hoi An. Dave und Jimmy hatten das Hotel bereits verlassen, beim Schneider erfuhren wir, dass sie kurz vor unserem Eintreffen dort gewesen sind. Nach dem Anprobieren und anpassen ging ich mit Michelle Mittagessen und  dann sahen wir und ein wenig in der Stadt um. Hoi An liegt am Thu Bon Fluss. Hoi An war einmal eine wichtige Hafenstadt, doch weil der Hafen zunehmend versandet konnten die grossen Schiffe nicht mehr anlegen uns mussten auf den Hafen im naheliegenden Da Nang ausweichen. Die Stadt ist ziemlich klein, es gibt fast keine Gebäude die über drei Stockwerke hoch sind. In den Gassen Hoi Ans finden sich denk der Französischen Kolonialisierung zahlreiche Französische Cafés wo ich einen Ricard geniessen konnte.

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Die Riviera von Hoi An aufgenommen von der Insel Peninsula im Thu Bon Fluss.

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Touristische Strasse vor dem Aufbau der Marktstände. Rechts: eine Strasse die nur von wenigen Touristen besucht wird.

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In diesem Restaurant assen wir am Mittag Meeresfrüchte und gönnten uns danach ein Eis beim Eismann an der Ecke (rechts).

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Spielen oder Ausruhen auf der Veranda, während dem die eifrigen Schneider Kleider nach Mass in Höchstgeschwindigkeit und ununterbrochen herstellen.

Am Abend ging ich dann ein letztes Mal zum Schneiderladen um meine Ware verschicken zu lassen. Ich nutzte die Gelegenheit und legte dem Packet auch noch einige Souvenirs und meine kaputte Kamera bei.

Am nächsten Morgen fuhren wir um etwa 9 Uhr los. Nur noch zu viert, denn Michelle blieb für mehrere Tage in Hoi An. Wir fuhren mit Peter von Hoi An über den Wolkenpass, welcher seinem Namen alle Ehre machte, nach Hue. Der Wolkenpass liegt auf 496 MüM und führt über einen Ausläufer des Truong Son Gebirges welches die Wetterscheide und Klimagrenze darstellt. Südlich davon ist es tropisch und nahezu konstant zwischen 25 und 27 °C. Schon von unten konnten wir den Neben sehen, doch als wir über den Pass fuhren mussten wir die Geschwindigkeit deutlich drosseln, denn die Sicht betrug zum Teil weniger als 20 Meter.

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Aussicht auf die Hafenstadt Da Nang.

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Die Passstrasse unterhalb der Nebelgranze.

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Die Passstrasse im Nebel, kurz vor dem Pass.

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Rein in den Nebel und schön langsam fahren. Rechts: auf der anderen Seite die Abfahrt bei guter Sicht, jedoch war der Himmel stark bewölkt.

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Die Strasse schlängelt sich herunter zur Küste.

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Düsteres Wetter erwartete uns nördlich des Wolkenpasses.

Immer wieder grüssen uns Kinder in Schuluniformen am Strassenrand. Sie rufen laut “Hello” wenn sie uns frühzeitig sehen und winken uns zu. Meist winke ich zurück und ernte dafür lächelnde Gesichter. Oft sind die Kinder auch auf Fahrrädern unterwegs, meist zu zweit. Als wir uns Hue näherten begann es zu regnen. Peter stoppte, hinter ihm Dave und dann ich. Keine Spur von Jimmy. Wir zogen unsere Regenschütze an und warteten auf Jimmy. Nach etwa 10 Minuten entschieden wir uns zurück zu fahren um nach Jimmy zu suchen. Wir fanden ihn etwa vier Kilometer hinter uns am Strassenrand. Er war sich nicht sicher ob wir vor oder hinter ihm gehalten hatten, da er uns lange Zeit nicht mehr gesehen hatte, so hatte er einfach gewartet. Sein Motorrad fuhr nur noch mit etwa 10 km/h und nach etwa 2 km war dann Schluss. Es machte keinen Wank mehr, der Anzünder funktionierte nicht mehr. Jimmy wollte das Motorrad gleich verschenken, doch Peter sagte er werde es auf dem Rückweg zu sich nach Hause verschicken und dann reparieren und weiter verwenden. So liessen wir das Motorrad zurück, Jimmy setzte sich bei Peter aufs Motorrad. So fuhren wir in Hue ein und suchten ein Hostel, wo uns Peter verliess um zurück nach Dalat zu fahren.

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Kinder auf dem Nachhauseweg nach der Schule. Rechts: mein Regenschutz entspricht nicht ganz dem was ich eigentlich gerne anziehe, aber manchmal muss man da durch.

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Letzter Stopp mit Jimmys Motorrad. Interessierte Vietnamesen versuchen vergeblich das Motorrad zum Laufen zu bringen. Rechts: Jimmy steigt auf Peters Bike.

Im Hue Backpackers wurde dann schnell klar, dass Jimmy mit dem Bus nach Hanoi gehen wird. Ich wollte weiterhin durch die Berge nach Hanoi fahren. Dave wollte eigentlich auf dem Highway No 1 nach Hanoi fetzen, jedoch nicht alleine und so verkaufte er sein Motorrad für 150 $ einem Vietnamesischen Mechaniker. In Hue unternahm ich nicht all zu viel, ich ruhte mich vor allem aus und bereitete mich auf meine Weiterreise vor. Am letzten Abend in Hue habe ich noch ein paar Backpackers getroffen die ich bereits von der Mekong Delta Tour kannte und auch in Dalat wieder getroffen hatte. Ich war froh nun auf eine Teilstrecke meiner Reise vorausblicken zu können, wo ich wirklich alleine reisen werde.

Cheers

Easy Rider Simu



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1 Antwort zu “Highway to hell”

  • Matze sagt:

    hell yeah, ä bröntsch usm biuderbuech, wo dert uf däm tischli am strasserand uftischet worde isch!generell chunnt mir ds zmorge rächt trutnovig inä! 😀

    bwahahaha@vietnamesische verkehrsregeln, ä brüller u mau wieder so wunderbar beschribe, herrlich. geniau!

    cheerz!

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