26 Stunden von Chengdu nach Guilin

25 10 2011

Chengdu verlassen – Sitzplatz für 26 Stunden Zugfahrt – Chinesisches Kartenspiel – Fotoshooting – 3-4 Stunden  Schlaf – Karstlandschaft – Ankunft in Guilin.

Chengdu zu verlassen viel mir nicht leicht, denn ich hatte schnell Freunde gefunden und es gefiel mir sehr gut. Und wie ich im Magazin Chengdoo gesehen habe, wäre es wohl sogar möglich in Chengdu länger zu bleiben Zwinkerndes Smiley

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Jobangebot im Chengdoo-Magazin.

Mit dem Bahnticket für 104 Yuan (15 CHF) machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof Chengdu Dong. Der Ostbahnhof ist der neuere Bahnhof von Chengdu. Schon der Vorplatz machte einen guten Eindruck. Der dreifache Sicherheitscheck direkt nach dem Eingang zeigte, dass bei neueren Gebäuden viel Wert auf Sicherheit gelegt wird. Zuerst musste jeder Chinese seine Identität Karte abgeben und deren Mikrochip wurde eingelesen. Danach wurde das Gepäck gescannt und jeder musste durch einen Metalldetektor gehen. Bei mir hat der Metalldetektor natürlich angezeigt, so wurde ich mit einem mobilen Gerät genauer untersucht.

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Die Fassade des neuen Bahnhofs. Rechts: der Sicherheitscheck3.

Im Obergeschoss des Bahnhofs befand sich der Wartesaal. Sehr modern und bereits voller Menschen. Ich war mehr als eine Stunde zu früh am Bahnhof. Normalerweise kann man 30-40 Minuten bevor der Zug vom Ausgangsbahnhof abfährt einsteigen. Da ich nicht wusste wie lange ich für die Busfahrt zum Bahnhof brauchte, machte ich mich früh genug auf den Weg. Zudem hat der Manager im Hostel mir angegeben, dass es 50 Minuten dauert um dahin zu kommen. Ich war nach 25 Minuten da. Also suchte ich mir einen Sitz. Ich schaute dem geschehen im Wartesaal zu, Chinesische Reisegruppen pflegen oft alle die gleichen Hüte zu tragen. Smiley 50 Minuten bevor der Zug abfahren sollte bildete sich bereits eine grosse Masse vor dem Einlass. Schlange wäre total übertrieben, denn es war aktives Anstehen angesagt. Ich kam ziemlich schnell durch den Einlass und strebte direkt zum Zug. Leute die kein Sitzplatzticket haben, setzen sich gerne auf freie Plätze. Der Zug sah älter aus, als alle bisherigen Züge die ich in China benutzt hatte. Ich stieg in meinen Wagen ein und setzte mich promt auf den falschen Sitz. Ich hatte mich in den Nummern geirrt. Niemand wollte jedoch dem Ausländer sagen, dass er sich auf den falschen Sitz gesetzt hatte und so blieb ich unwissend sitzen.

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Der Zug nach Guilin. Rechts: im Wagen.

Dank meiner Unwissenheit sass ich im Viererabteil mit Zou Minhui. Minhui konnte Englisch sprechen und fühlte sich sehr geehrt mit mir sprechen zu dürfen. Es sei seine erste Unterhaltung mit einem Ausländer und deshalb sei er ein bisschen nervös sagte er mir. Wir unterhielten uns eine Weile und ich fragte ihn, ob er Karten spielen wolle. Wir suchten einen dritten Mitspieler, doch wollte niemand mitspielen. Ich schaute mich um um für die nächste Zugfahrt zu wissen, welche Sitzplätze sich am Fenster befinden, da die praktischer zum Schlafen sind. Es sind die Plätze mit den Endnummern 0, 4, 5 und 9. Dabei realisierte ich, dass ich auf dem falschen Platz sass. Irgendwann hielt der Zug an, ein paar Leute stiegen aus und einige mehr stiegen ein. Da ich nun befürchtete von meinem Platz vertrieben zu werden, setzte ich mich auf meinen richtigen Platz und verliess Minhui. Nachdem sich die neuen Leute gesetzt hatten, tauschte Minhui mit der Frau neben mir die Plätze um weiter mit mir sprechen zu können. Und wir fanden in diesem Abteil einen dritten Mitspieler und so begannen wir Karten zu spielen. Den mir bekannten Regeln wurden noch zwei Spezialregeln hinzugefügt. Die beiden Mitspieler wie auch die zahlreichen Zuschauer waren erstaunt, dass der Ausländer das Kartenspiel beherrschte und sogar mehrmals in Folge gewann. Smiley mit geöffnetem Mund

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Ich und Minhui. Rechts: Blick aus dem Zug.

Nach etwa fünf Stunden trafen wir in Chongqin ein wo Minhui ausstieg. Es setzten sich neue Leute zu mir, diesmal niemand der Englisch sprach. Ich zeigte auf die Karten und schon waren wir zu dritt am Spielen. Die beiden Mitspieler schienen ein paar Jahre älter als ich zu sein. Der eine erklärte mir mit Hilfe meines Chinareisebuches, dass er ein Bauer ist und drei Wasserbüffel besitze. Der andere schien ein professioneller Kartenspieler zu sein. Die beiden halfen mir beim Essenbestellen und spendierten mir eine Flasche Wasser. Auch Zigaretten wurden mir mehrmals angeboten. Das war das schlimmste an der ganzen Fahrt, die ständige Raucherei. Mein gegenüber rauchte bestimmt zwei Packungen während der Fahrt. Immerhin liessen sich die Fester öffnen, so konnte ich zwischendurch an frische Luft reinlassen. Die Chinesen nutzten die Fenster zur Abfallentsorgung. Wir spielten bis gegen Mitternacht Karten, dann richtete ich mich für’s Schlafen ein.

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Mit dem Bauer und dem Profispieler (rechts).

Ich erwachte etwa alle 30 Minuten. Als ich um kurz nach 2 Uhr erwachte forderten mich die beiden Kartenspieler zu einer erneuten Spielrunde auf. Nach vier Stunden Kartenspielen hatten sie dann genug und ich versuchte noch einmal ein bisschen zu schlafen. Um 8 Uhr gab ich es auf und verzichtete von da an auf den Schlaf -  immer noch neun Stunden Fahrt lagen vor mir. Irgendwann stiegen die beiden aus und es setzte sich ein Pärchen zu mir. Sie schliefen erst eine Weile und als sie erwachten, fragte ich sie ob sie Kartenspielen wollten. Wir spielten Karten und sie schauten mein Buch über China an. Wir unterhielten uns nonverbal mit dem Buch und seinen Bildern. Wir fuhren an Reisfeldern vorbei, die Landschaft hatte sich über Nacht geändert.

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Reisfelder auf der Strecke von Chengdu nach Guilin.

Ich ass eine Nudelsuppe und begann meinen Blogeintrag zu Ende zu schreiben. Einige schauten mir interessiert über die Schulter, wie ich Bilder einfügte und dazu schrieb. Kurz bevor der Akku sich dem Ende zuneigte konnte ich den Eintrag über Chengdu fertigstellen und sichern. Ich schloss den Laptop und schaute aus dem Fenster. Die Landschaft hatte sich erneut verändert. Was ich nun sah ist unbeschreiblich. Wie aus dem Nichts waren die Karstgebirge aufgetaucht. Eindrücklich ragten die spitzen Gebirge aus dem flachen von Flüssen durchzogenen Land. Vor über 300 Millionen Jahren wurde der Kalksteinmeeresboden nach Oben gedrückt. Durch die Erosion während mehrerer Millionen Jahre wurden die Karsthügel geformt.

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Karstgebirge kurz vor Guilin.

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Einige Karstberge werden hier abgebaut.

Als wir in Guilin eintrafen verabschiedete ich mich von dem Pärchen, welches noch eine Station weiter fuhr. Ich hatte den Flyer vom Wada Hostel hervorgesucht um mit dem Wegbeschrieb die Suche anzutreten. Als ich den Bahnhof verliess stand dort eine Frau mit einem Schild auf welchem stand “Wada Hostel”. Glen, ein Australier welcher auf dem selben Zug war wie sich herausstellte, hatte angefordert abgeholt zu werden. So schloss ich mich den beiden an und ein paar Minuten später waren wir bereits im Hostel. Glen schien ähnliche Pläne zu haben in Bezug auf Guilin und Yangshou und so beschlossen wir für ein paar Tage gemeinsam zu reisen.

Hier noch ein paar Fotos von der bis anhin schönsten Zugfahrt.

Nach dieser 26stündigen Zugfahrt, ohne ein einziger Toilettenbesuch und mit etwa 3-4 Stunden unangenehmem Schlaf war ich froh ein Bett zu haben und ging schon sehr früh Schlafen.

Cheers u Guet Nacht!

Simu



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