National Park Terelj

12 09 2011

Drei Tage Trip in den Nationalpark Terelj – erneut Durchfall und Erbrechen – Mongolisches Volleyballspiel – Wandern und Ausreiten im Nationalpark

Eine Nacht verbrachte ich im UB Guesthouse und dann gings gleich weiter auf den nächsten Trip. Am Abend zuvor ging ich mit Saki, Kazu, Shun und Adam Koreanisch essen. Tijl der in einem anderen Hostel unterkam, ass nicht mit uns. Ich war nicht unglücklich darüber, denn der Typ ging mir gegen Ende des Gobi-Trips so was von auf die Nerven. Das Essen war super und danach ging ich noch mit Adam in den Geneva Club um dort einen Gin Tonic zu trinken. Die Spassvögel hatten jedoch nur eine leere Flasche Gin ausgestellt und so musste ich mich mit einem Vodka-Tonic begnügen. Wir waren jedoch beide so müde, dass wir danach bereits ins Hostel zurückkehrten.

Am nächsten Morgen, am Freitag, gings mir dann wieder einmal nicht so gut. Ich hatte Durchfall und fühlte mich schlecht. Da für die nächsten beiden Tagen super Wetter angesagt war, wollte ich meinen Trip in den Nationalpark Terelj nicht absagen. Ich packte all meine Sachen, da ich zu faul war um auszusortieren was ich für die nur zwei Nächte brauchen würde, und war um 11.00 abfahrbereit. Mit auf den Trip kamen auch noch Gene und Victor. Gene jedoch nur für eine Nacht. Auf der Fahrt zum Natinalpark hielt unser Fahrer kurz an, damit wir im Supermarket Wasser und Toilettenpapier kaufen konnten. Ich nutzte die Gelegenheit um mir neben dem Supermarkt die Resten des Koreanischen Essens nochmals durch den Kopf gehen zu lassen. Danach fühlte ich mich deutlich besser und kaufte mir eine Flasche Wasser und Knäckebrot. Gene meine Übelkeit mitgekriegt hatte, bot mir medizinische Hilfe an in Form von ein paar Pillen. Eine nahm ich sofort, den Rest hob ich mir für später auf. Wir fuhren an einem Mongolischen Friedhof vorbei, etwas ausserhalb von Ulan Bator. Da tauchte bei mir die Frage auf, was Nomaden in der Wüste Gobi mit ihren Verstorbenen machen. Die Verstorbenen werden vergraben nahem dem Ort, wo sich die Jurte(n) befanden als der Tod eintraf. Wenn dies im Winter geschah, dann wurde zum Graben des Grabes ein grosses Feuer gemacht, damit die Erde auftaut und das Graben erst möglich wurde. Eine Ausnahme stellt der frühe Kindstod, in dem Fall wird der Kindsleichnam auf einen Hügel in gewisser Entfernung ausgesetzt und sich selbst überlassen.

Als wir dann nach etwa 1,5 Stunden Fahrt bei unserem Jurtencamp ankamen gab es gerade Mittagessen. Mir war überhaupt nicht nach essen. Dies freute zwei hungrige Schwedinnen, welche sich meinen Teller teilten. Wir waren insgesamt neun Touristen in dem Camp, das von einer Familie und wohl ein paar Freunden der Söhne bewirtet wurde. Das Camp bestand aus fünf Jurten, drei für Touristen und zwei für die Familie. Das Camp verfügte über einen Stromanschluss und hatte mit dem Nomadenleben soviel zu tun wie Mozart mit Death Metal. In der einen Jurte der Familie befand sich ein riesiger Plasma-TV mit Suroundsystem, Computer und ein modernes Doppelbett. Mehr reinschauen konnte ich leider nicht. Unsere Jurte war die bis jetzt am besten ausgestattete Jurte die ich bewohnt habe.

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Unsere Jurte, recht das Innenleben.

Am Nachmittag legte ich mich in die Jurte und schlief ein paar Stunden. Die anderen gingen eine kleine Wanderung machen und später mit Pferden ausreiten. Am Abend mochte ich dann schon ein paar Gabeln mehr essen und kriegte wiederum begeisterte Hilfe beim leeressen meines Tellers von den beiden Schwedinnen Hanna und Julia.

Nach dem Essen forderte uns unsere Gastgeber zu einem Spiel auf. Mongolischer Volleyball nannten wir es, den richtigen Namen konnte ich nicht aussprechen. Wir stellten uns in einem Kreis auf und mussten dann erst einmal die Regeln herausfinden. Mit Englisch allein war das nicht gemacht, denn da fehlten auf der Mongolischen Seite zu viele Wörter. Mit viel Vorzeigen und zum richtigen Platzführen begriffen wir langsam den Sinn des Spieles. Im Kreis sitzt eine Person, die versuchen muss den Ball zu fangen. Die Spieler rundherum passen den Volleyball umher. Wem er zu Boden fällt, der muss auch in die Mitte sitzen. Wir ein Ball von einem der sitzenden Mitspielern gefangen, so muss der letzte der den Ball gespielt hat in die Mitte und alle können aus der Mitte rausgehen, das Spiel beginnt von neuem. Einzige Möglichkeit den Ball an den Boden fallen zu lassen war es, es so zu tun, dass er zuerst einen der sitzenden Mitspieler in der Mitte berührte. Als wir Touristen das dann mal begriffen hatten, zeigten unsere Gastgeber wie das richtig geht; mit doch ziemlich harten Smashs schleuderten sie den Ball in die meist mehreren sitzenden Mitspieler. Nach und nach häuften sich die Bälle die mit voller Wucht jemanden um Gesicht trafen. Ich stellte mir die Aufgabe alle jungen Gastgeber mindestens einmal in der Mitte abzuschiessen. Lustig wurde es als es dann zu Dämmern begann. Dann hatte ich bereits alle Gastgeber ein oder zwei mal getroffen und so passten sie sich so zu, dass sie mich ins Visier nehmen konnten. Daher zog ich dann aus Sicherheitsgründen meine Brille aus. Aber auch ohne Brille trafen sie mich nicht. Dafür kriegte Chris der Neuseeländer einen Ball mitten ins Gesicht, seine Brille ist jedoch flexibel und ging nicht kaputt. Irgendwann wurde es dann zu dunkel und wir brachen das Spiel ab.

Die zwei älteren Jungs der Gastgeber machten uns zu verstehen, dass wir mit ihnen in den nahegelegenen Wald kommen sollten. Gemeinsam holten wir dort Holz um ein Lagerfeuer zu machen. Wir unterhielten uns lange ums Feuer. Zolko, der eine der beiden 17jährigen Jungen zeigte mir verschiedene Mongolische Musik auf seinem Handy. Rokit Bay ist ein Mongolischer Rapper den er sehr gut fand, davon zeigte er mir mehrere Lieder.

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Unser Lagerfeuert, rechts neben mir Zolko, Gene und Nils.

Am nächsten Morgen ging es mir schon wieder viel besser. Nach dem Frühstück gingen Victor und ich auf eine kleine Wanderung. Rund um das Jurtencamp waren nicht sehr hohe Gebirge mit imposanten Felsformationen. Wir entschieden uns für eine Rundgangroute um dann rechtzeitig fürs Pferdereiten zurück zu sein.

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Aussicht auf die andere Seite des Berges.

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Unser Jurtencamp ist ganz in der Mitte des Bildes und nicht etwa die 50 fast systematisch angeordneten Jurten. Rechts die Gipfelstürmer.

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Blick nach Süden, rechts Victor der auf jeden Felsvorsprung und Gipfel klettern musste.

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Die vielen Falken die wir hier sehen mag ich schon gar nicht mehr erwähnen, aber dieses Foto find ich trotzdem ganz toll, rechts beim Abstieg.

Hier noch für die Wandervögel unter euch ein paar Eindrücke mehr:

Als wir zurück kamen gabs gleich Mittagessen und kurz darauf gings los zum vier stündigen Ausritt mit den Mongolischen Pferden. Vorab muss ich hier erwähnen, dass ich ewigs nicht mehr auf einem Pferd gesessen habe und dazu das letzte Mal eine schlechte Erfahrung für mich war. Nichts destotrotz stellte ich mich dieser Herausforderung, die Mongolischen Pferde sind ja nicht so gross Smiley (da fällt man also nicht so tief).

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Die Pferde wurden am Morgen eingefangen und im Gehege links warteten sie dann bis sie zum Ausritt bereitgemacht wurden. Der Vater der Jungen die uns begleiteten brachte uns unsere Pferde, ich bekam das Schwarze. Namen haben die Pferde keine, nur den Zuruf “Tschuu” erlernten wir, damit das Pferd vorwärts oder schneller geht.

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Mein Pferd wollte am Anfang nicht so recht und so zog der 15jährige Junge meines, während dem er sein Pferd mit Schlägen mit der Leine, Fusstritten und dem Reissen an den Ohren vorwärtstrieb. Nicht gerade ein sanfter Umgang den der Junge da mit seinem Pferd pflegte. Victors Pferd folgte ihm zu Beginn besser. Als wir dann einige Kilometer vom Camp entfernt waren stoss Zolko zu uns und unsere Pferde machten nun was wir wollten. Mit langsamen Schritten ging es durch wunderschöne Gegenden. Am Besten ging es aufwärts, abwärts war für mich eher ein bisschen ein Problem. Der Mongolische Sattel ist vorne und Hinten mit einem aufstehenden Metallring versehen. Vorne ist der Praktisch zum dich halten, aber wozu der hinten sein soll weiss ich nicht, der stiess mir hingegen immerzu gegen mein Steissbein.

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Plötzlich wurde in der doch eher trockenen Gegend der Fluss Tuul ersichtlich. Die beiden Jungen die uns begleiteten forderten uns auf, schneller zum Fluss zu laufen und so schrien wir “Tschuu! Tschuu!” und los gings. Erst im Trab, das war mir schon zu schnell und dann galoppierte ich sogar, oder besser gesagt ich wurde galoppiert. Irgendwie schaffte ich es aber die ganze Zeit auf dem Pferd zu bleiben und es dann auch sicher vor dem Fluss zu stoppen. Wir banden die Pferde an Bäume, die beiden Jungen verschwanden im Wald und Victor und ich setzten uns an den Tuul. Das Wasser war kalt. Der Tuul hatte eine gute Strömung, nicht ganz so stark wie die Aare aber es floss doch ziemlich stark. Nur war der Fluss leider sehr seicht, wodurch das Schwimmen eher schwierig wurde.

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Der Fluss Tuul im Nationalpark Terelj.

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Wo Wasser ist, muss ich auch baden gehen.

Das Wasser war erfrischend. Ich “schwamm” etwa 50 Meter flussabwärts. Das Schwimmen muss man sich etwa so vorstellen wie der Ausstieg im Eichholz, etwa 20-30 cm tief, nur einfach 40 Meter lang. Als die beiden Jungs zurück kamen, forderte der jüngere Victor zum Schiffere (Steinehüpfen) auf. Wessen Stein mehr Sprünge macht, der darf dem anderen die Hand flach aufs Gesicht legen, den Mittelfinger nach hinten ziehen und dann auf die Stirn klatschen lassen. Danach zeigten sie mir dann wo man richtig schwimmen und reinspringen kann. Wir sprangen ein paarmal ins Wasser und gingen dann zu den Pferden um zurück zu reiten. Den Rückweg nahmen wir mit sehr viel mehr Geschwindigkeit in Angriff. Gleich zu beginn galoppierten wir los, ich musste dann nochmals anhalten, da sich der Steigbügel und mein Schuh verklemmt haben. Der Rückweg nahm weniger als die Hälfte der Zeit in Anspruch, wie der Hinweg. So kam es mir zumindest vor. Ich stand nun die meiste Zeit in den Steigbügeln um den Schlägen des hinteren Metallringes zu entgehen. Ich fand langsam Freude am Galoppieren und konnte nun auf die Geschwindigkeit des Pferdes selber steuern. Wir überholten auf dem Rückweg eine grosse Gruppe Dänischer Touristen. Als es auf den Endspurt zu ging erinnerte ich mich an mein Horrorerlebnis als kleiner Junge, so weit mir ist war das auch auf dem Rückweg passiert als der Gaul ausriss mit mir auf seinem Rücken. So drosselte ich die Geschwindigkeit wider Willen des Pferdes und nahm den letzten Abstieg langsam vor. Unten in der Senke liess ich das Pferd nochmals ein bisschen schneller laufen und hielt es dann perfekt vor dem Gehege an. Wunderbar, Reitausflug ohne Sturz überlebt. Doch ich habe mich zu früh gefreut. Als ich vom Pferd abstieg wurde mir klar, warum Reiterstiefel eine flache Sohle haben. Meine Allzweckschuhe mit gutem Profil verhakten sich im rechten Steigeisen als ich mein rechtes Bein über den Rücken des Pferdes ziehen wollte. Da ich mein Gewicht schon verlagert hatte fiel ich langsam auf der linken Seite des Pferdes runter. Noch bevor ich den Boden erreichte schlug mir der Gaul mit seinem Huf ans Schienbein, das tat höllisch weh. Dann entschied sich das Pferd mal kurzerhand selbst auf Tour zu gehen und zog mich, immer noch mit dem Schuh im Steigbügel verhakt, ein paar Meter mit bis ich mich selbst irgendwie befreien konnte. Der eine Junge eilte auf mich zu, tastete mein Bein ab und liess mich ein paarmal auf meinem Bein hüpfen um zu sehen ob es in Ordnung war. Alles ok. Es ist eben schon so, dass auf einen Pferderücken nun mal Kräuterbutter gehört und nichts anderes.

Hier noch ein paar weitere Fotos vom Ausflug mit den Pferden:

Zurück bei unserer Jurte waren wir beide ziemlich geschafft. Alle anderen in unserem Camp waren heute wieder zurück nach Ulan Bator gegangen, zwei neue sind gekommen. Ein Ungare und eine Belgieren. Der Ungare viel schlimmer vom Pferd als ich, er wurde über etwa 40 Meter hinter dem Pferd hergezogen. Aber schlimmer Verletzungen schien auch er nicht davon getragen zu haben.

Am Abend während des Nachtessen ging der Mond auf. Ein kurzes aber schönes Schauspiel, auch wenn meine Cam nicht so gute Fotos machte wie jene des Ungaren, hier ein paar davon:

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Foto von Csanad aus Ungarn.

Csanad aus Ungarn hatte eine ziemlich bessere Kamera dabei. Hier noch ein paar weitere Fotos, welche mir mit seiner Kamera machten:

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Und wer über eine 3D-Brille (mit rotem und blauem Filter) verfügt, kann die beiden folgenden Bilder dreidimensional betrachten:

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An diesem Abend gingen wir ziemlich früh zu Bett. Am nächsten Morgen wurden wir dann von einem Fahrer aus dem UB Guesthouse abgeholt und nach Ulan Bator gefahren.

Hier noch ein Video aus dem Gebirge des Terelj Nationalparks:

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Das Video Bleeding Heads von Ayasiin Salhi zeigt zwar nur einen kleinen, jedoch anderen Einblick in die Umgebung Tereljs. Ayasiin Sahli ist die einzige Death Metal Band der Mongolei. Sie existieren bereits seit 1984 (!!!) und haben soviel ich herausgefunden habe, bisher drei Alben veröffentlicht. Das neuste Album “Coffin Town Under The Moon” aus dem Jahre 2004 habe ich mir gleich gekauft. Leider blieb die Suche nach eine Homepage und Konzerten der Band ergebnislos, dazu müsste ich wohl eine Kyrillische Tastatur haben und Mongolisch können.

Das nächste Mal gibts wohl mal was von Ulan Bator.

Cheers

Simu



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6 Antworten zu “National Park Terelj”

  • Busle sagt:

    Also ich wür behaupte dass de Metallring hine au defür gmacht isch zum sich dra hebe zB im Galopp, denn chasch dich nämlich richtig in Sitz trucke und keisch denn nöd abe 🙂 Jedefalls han ich das am Afang bim Logiere au immer eso gmacht…

  • rosle sagt:

    Wie war das mit deinem Horrorerlebnis und Pferd als kleiner Junge?!?!?!?!?!? Davon weiss ich ja gar nichts!!!!!!!!!!!

  • Fabienne (Schwöster) sagt:

    Doch, das Horrorerlebnis war, als Simu, ich glaube bei Brigitte aus der Praxis, auf einem Ausritt war. Als sie zurück zum Hof kamen, hatte Simu’s Pferd plötzlich „Stalldrang“ und galoppierte los. Simu hat sich zum Glück reflexartig nach hin gelegt, so dass er den Kopf an der Stalltüre nicht angeschlagen hat. Im Stall hat das Pferd dann gebockt, bin nicht sicher, ob Simu dann auch runter gefallen ist. Ist das so, Simu?
    Liebe Grüsse und war wieder einmal spannend und amüsant deinen Blog zu lesen. zSchwöschterli

  • simu sagt:

    genau so hab ich das auch in Erinnerung Schwöschterli 🙂

  • Xenia sagt:

    Wuehhh so geil 🙂 ha jeze gad aus nachegläse was i verpasst ha sit em MOD. Super Sach was du da aus erläbsch! Bi froh das ds Ässe doch no besser isch aus ig so oft vo angerne Reisende ha ghört haha. Merci fürs stetige Blog schribe 🙂 macht mini Vorfröid uf mini Reis no grösser, gli geits looouuuus!

  • Matze sagt:

    hast mir ja schon im chat davon erzählt! “Coffin Town Under The Moon” knallt verdammt geil!

    @interessierte brutaller: hier kann man sie downloaden!

    http://tinyurl.com/3fo2zef

    @falls du den jungs aus irgendwelchen unerfindlichen gründen in den nächsten 10 monaten doch noch irgendwo irgendwann über den weg läufst: drück ihnen kohle im gegenwert von CHF 20.– die hand und teil mir deine dkb cash kontonummer mit! 😀

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