7-Tage-Trip in die Wüste Gobi, Teil 1

5 09 2011

7 Tage in einem Russischen Auto unterwegs, mit 5 anderen Backpackern, einem Fahrer und einer Führerin / Köchin: Jeder Mongole der in die Wüste Gobi fährt ist ein Mechaniker

Bitte einsteigen. Um kurz nach 10 Uhr wurde ich im UB Guesthouse aufgefordert runter zu gehen. Der Trip in die Wüste Gobi begann. 240 US Dollars kostete der Trip, also 40 Dollar pro Tag, inklusive 3 Mahlzeiten, Eintritte und Benzin. Nur Wasser und Snacks für zwischen durch mussten wir selber bezahlen. Unsere Gruppe bestand aus einem Fahrer, Egii und einer Reiseführerin und Köchin, Polla, sowie den Teilnehmern Tijl aus Belgien, Adam aus Australien und den drei Japanern Saki, Kazu und Shun.

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Unser Wagen, ein Russischer Achtplätzer, vermutlich über 30 Jahre alt. Rechts Unsere Truppe; (v.l.n.r.) Adam, Kazu, Saki (vorne), Tijl, Shun, ich, Polla und Egii.

DSC03193Der Wagen war schon fast vollgepackt, wir mussten nur noch Wasser und ein paar Snacks für unterwegs einkaufen sowie Tanken gehen. Der einzige Sicherheitsgurt den ich in diesem Wagen vorfand, wurde dazu verwendet, die Hintertür zu sichern. Also einfach so, dass sie nicht zu weit aufgehen konnte. Von alleine konnte die nicht aufgehen. Hinten im Wagen liess es sich dank der unebenen Strassen und der daher kommenden Wiegebewegungen herrlich schlafen.

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Vorderbank, vorsichtig wie ich bin habe ich meine Brille ins Brillenetui versorgt und dieses in meine Hose gesteckt, damit es nicht im Auto rumfliegt. Rechts die Rückbank.

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Bein unserem ersten Stopp für das Mittagessen sahen wir bereits eine typische Mischherde aus Pferden, Schafen und Geissen versammelt um eine Wasserstelle. Polla kochte wegen des starken Windes im Auto das Mittagessen und wir hatten Zeit uns die Füsse zu vertreten.

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Nach dem Essen fuhren wir einige Zeit weiter, wie lange kann ich nicht sagen da ich hin und wieder einschlief. Bei den Felsformationen von Baga Gazriin Chulun machten wir einen Stopp um diese bizarren Felsen zu betrachten. Praktisch all solche Orte haben irgendeine heilige Bedeutung und deshalb findet man überall dort Opfergaben und farbige Tücher.

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Gegen Abend trafen wir bei einer Nomadenfamilie ein, bei welcher wir in einer Jurte übernachten konnten. Die Familie besitzt vier Jurten, zwei davon sind für Touristen zum Übernachten gedacht, wodurch sich die Familie einen kleinen Nebenverdienst einbringt. Heute machen dies viele Nomadenfamilien.

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Die beiden Jurten für uns, rechts die Jurten der Nomadenfamilie. Unten zwei Fotos aus dem Innern der Touristenjurten.

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Ganz so traditionell wohnt diese Familie nicht mehr. Wohl wegen der vielen Touristen wurde eine WC-Schüssel auf das Plumpsklo gestellt. Neben der Hauptjurte befindet sich ein Sonnenkollektor und eine Satelitenschüssel. Unweit von dem Plumpsklo befindet sich die allgemeine Abfallstelle, was nicht verbrennt bleibt hier liegen. Und neben der Hauptjurte werden Sachen die man zwar braucht, die aber keinen Platz in der Jurte haben aufgestellt. In der Mitte z.B. ein Safe.

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Trotz dieser Einflüsse der Neuzeit lebt die Nomadenfamilie traditionell weiter. Sie Ziehen mindestens vier Mal im Jahr um, ernähren sich hauptsächlich von selbsterzeugten Produkten und zusätzlich Kartoffeln und Mehl, welches entweder getauscht oder gekauft wird. Diese Nomadenfamilie hält vor allem Pferde, welche auch gemolken werden. Dazu werden die Fohle tagsüber angebunden, und die Mütter kommen alle zwei Stunden vorbei um ihre Fohlen zu säugen. Dabei lassen die melkenden Nomaden das Fohlen kurz ansaugen und melken danach die Stutenmilch ab. Auf dem Dach der Jurten lassen die Nomaden Käse aus Ziegenmilch trocknen. Der Käse schmeckt stark nach Ziege und ist säuerlich.

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Eines der Fohlen hatte ganz hellblaue Augen, in der Mitte die angebundenen Fohlen, und wenn einmal eins wegläuft, ist es auf jeden Fall gut erkennbar gekennzeichnet.

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Das Fohlen wird beim Melken zurückgehalten, rechts der Ziegenkäse auf dem Dach.

Die Familie lud uns zu sich, in ihre Hauptjurte ein. Dort sassen wir um den Ofen in der Mitte der Jurte. Der Ofen dient nicht nur zum wärmen der Jurte sondern auch zum Kochen. In der Jurte wurde uns Airag angeboten, das ist die Stutenmilch, welche die Nomaden mühsam zusammenmelken. Bis daraus jedoch Airag wird muss die Stutenmilch noch gären. Airag hat bis zu 2% Alkohol und schmeckt leicht säuerlich, ich kann davon kein ganzes Glas trinken.

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Das Innenleben in der Jurte, rechts ich mit einem halben Glas Airag.

Am nächsten Morgen ging ich früh auf um mir den Sonnenaufgang anzuschauen und ein bisschen herumzulaufen. Die Gegend ist sehr kahl, weit und breit kein Baum. Einige Jurten sind in der Umgebung auszumachen und auch eine Funkantenne. Bald nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg.

Nach etwa 1,5 Stunden fahrt, ich war dabei langsam in den Schlaf zu gleiten da spickten die drei von der Rückbank fast auf uns auf der Vorderbank drauf. Saki und Tijl schlugen sich leicht den Kopf an der Autodecke an. Wir stiegen sofort aus dem Auto aus. Rauch stieg dort empor wo eigentlich das rechte Hinterrad sein sollte.

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Neben dem Auto lag ein Pneu, hinter dem Auto befand sich eine etwa 35 Meter lange Schleifspur im Sand. Egii lachte. Er lachte mit seinem herrlichen Lachen wie er lachte als wir bei normalen Bodenwellen fluchten weil sich jemand mit Wasser überschüttete. Egii begann der Schleifspur nach zurück zu laufen und die abgefallenen Teile einzusammeln. Er meinte zu uns wir sollen das Rad suchen. Wir verstanden ihn alle nicht so recht, da doch das Rad, also der Pneu, neben dem Auto lag. Wir suchten trotzdem und wurden etwa 70 Meter vom Auto entfernt fündig. Ein zweites Auto mit Touristen gesellte sich zu uns, der Fahrer kam Egii sofort zu Hilfe.

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Das Rad und im Hintergrund die zwei Autos, rechts das Ausmass wurde nun langsam klar: Achsenbruch.

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Wir standen um das Fahrzeug herum und schauten zu, wie die beiden Fahrer den Wagen aufzubocken begannen. Ziemlich aussichtslos so Mitten im Nichts. Wie bitte schön wollen die das reparieren. Aber eben, jeder Mongole, der in die Wüste fährt ist ein Mechaniker. Und an Ersatzteilen solls auch nicht fehlen, zum einen werden die noch ganzen alten Teile wiederverwendet und was kaputt gegangen ist, findet sich irgendwo im Auto. Tatsächlich hatte Egii unter dem Rücksitz eine Ersatzachse dabei. Wir staunten nicht schlecht.

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Polla erkannte, dass diese Reparatur einige Zeit in Anspruch nehmen wird, und begann für uns das Mittagessen zuzubereiten. Währenddessen kamen die beiden Mechaniker / Fahrer gut voran. Als wir dann mit dem Mittagessen begannen war die Achse bereits ersetzt, es musste nur noch das Gegenstück am Rad ausgewechselt werden.

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Lunch time. Und Egii beim befestigen des Rades. Die Bremsflüssigkeit ist zwar ausgelaufen, aber fahren sollte der Wagen dann wieder.

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Jetzt erst einmal Essen und das vollbrachte Werk betrachten.

Und er fuhr wieder! Es grenzt an ein Wunder. Ich habe mich schon auf eine Verlängerung des Trips oder gar den Abbruch des Trips eingestellt. Aber nein, nicht mit Egii! Wir fuhren dann tiefer in die Wüste.

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Kamelspuren und eine kleine Wüsteneidechse.

Nach einer unbestimmten Zeit stoppten wir bei Tsagaan Suvarga, den Weissen Bergen.

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Auf diesem Felsvorsprung war mir schon ein bisschen mulmig, den es ging tief hinunter, auf beiden Seiten. Rechts ein Bild von diesem Felsvorsprung aus gemacht.

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Unten bei den Weissen Bergen mit zwei Koreaner, welche im Fahrzeug des Fahrers waren, der bei unserer Panne reparieren half. Rechts Egii vor einem bisschen grösseren Gefährt, ich glaube er war ein bisschen eifersüchtig.

Anschliessend fuhren wir für die Übernachtung zu einer neuen Nomadenfamilie. Diese besass über 50 Kamele. Die Jungen waren angebunden wie die Fohlen der letzten Nomaden die wir besuchten. Die Kamele wurden auf die selbe Art gemolken wie tags zuvor die Pferde.

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Die Jurten der Nomadenfamilie, rechts beim Kamelmelken, das Junge saugt an und wird dann wiederum weggedrückt.

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Damit nicht mehr als ein Kamel aufs Mal kam, hielt die Tochter mit einer Peitsche aus Kamelhaar nicht gerade zimperlich die Kamele zurück.

Wir begaben uns auf eine kleine Anhöhe um den Sonnenuntergang zu betrachten. So spektakulär war er aber nicht und deshalb gibts nur ein Foto von einem späteren Zeitpunkt.

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Zum Abendessen in der Jurte gab es Pasta mit Gemüse- und Kamelfleischeintopf. Es hat super geschmeckt.

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Im Anschluss ans Nachtessen spielten wir eine Runde Poker, ich belegte den zweiten Platz und war somit um 1000 Tugrik reicher. Da ich nochmal aufs Klo musste bevor ich ins Bett ging, begab ich mich erneut nach draussen. Es war schon ziemlich kalt geworden, der Himmel war absolut klar und voller Sterne. Viel mehr Sterne als wir bei uns in der Schweiz haben Smiley ok, vielleicht bei St. Stephan kann man etwa gleich viele Sterne sehen. Es war sehr eindrücklich. Auch die Milchstrasse war sehr gut zu sehen. Die Kälte trieb mich dann wieder in die Jurte und ich legte mich schlafen.

Am dritten Tag fuhren wir nach Dalanzadgad, der Hauptstadt der Provinz im Süden  der Gobi. Viele Bewohner der Stadt arbeiten in den naheliegenden Mienen. In der Umgebung gibt es viele Gold-, Silber-, Kupfer- und Uranmienen. Eine Kanadische Firma hilft den Mongolen beim Abbau der Mienen. Da die Kanadier jedoch 60% des Gewinnes einstreichen, sind die Mongolen unzufrieden. Die Mongolei besitzt viele Rohstoffvorkommen, wegen der schlechten Infrastruktur kann jedoch nur sehr langsam davon Gebrauch gemacht werden. Das rücksichtslose Goldschürfen hat bereits zu einer Flussaustrocknung geführt. Vor allem ausländische Investoren kümmern sich wenig um Flora und Fauna.

Beim Einfahren in die Stadt durchfuhren wir zuerst Ansammlungen von umzäunte Jurten, je näher wir dem Zentrum der Stadt kamen, umso mehr wurden die Jurten mit Steinhäusern ergänzt oder durch solch ersetzt. Im Zentrum standen dann mehrstöckige Blockbauten. Die Stadt hat eigentlich nicht viel zu bieten und die Möglichkeiten das kleine Angebot zu nutzen war uns leider nicht gegeben. Wir bezogen unseren Schlafplatz bei einer ehemaligen Nomadenfamilie, die am Rande der Stadt in Jurten lebt. Von dort aus wurden wir dann zu öffentlichen Duschen gefahren, wo wir duschen konnten. Das Duschen kostete 2000 Tugrik, etwa 1,40 CHF. Die Situation die sich mir dort bot, war mir nicht ganz recht. Wir Touristen kamen an und durften sogleich in die Duschen gehen, es gab acht davon. Die Einheimischen mussten warten bis wir durch waren, obwohl sie früher dort waren. Ich weiss nicht wie das unsere Reiseführerin gemischelt hat, aber ich fand das nicht gut. Trotzdem tat das Duschen gut. Im Anschluss fuhren wir zu einem Internetcafe damit alle kurz ihre Mails anschauen kann, ist ja sehr wichtig. Naja, hat trotzdem nicht geklappt, da dort zu dem Zeitpunkt keine Internetverbindung bestand. Danach hatten wir meiner Meinung nach zu viel Zeit zur Verfügung bei der Jurte. Zu weit weg vom Stadtzentrum um in den Ausgang zu gehen (und dann wohl nie mehr zurück zu finden) und sonst nichts interessantes in der Umgebung. So spielten wir ein bisschen mit dem Jungen der Familie Fussball. Der Kleine ist noch nicht ganz drei Jahre alt. Er hatte proportional gesehen längere Haare als ich, die Nomaden lassen alte Traditionen wieder aufkommen, nachdem sie von den Russen verboten wurden. Nach dieser Tradition lassen die Jungen ihre Haare bis zwischen dem dritten und dem  fünften Lebensjahr wachsen, dann werden die Haare mit einer grossen Zeremonie abrasiert. Wird diese Zeremonie vollzogen, so bedeutet dies, dass der Junge das Kleinkindsalter überstanden hat und nun das Reiten erlernen darf.

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Als es dunkel wurde zogen wir uns in unsere Jurte zurück und spielten eine Runde Poker. Ich belegte den dritten Platz, knapp an 4000 Tugrik vorbei.

Nun noch einige Bilder, die ich nicht in den Beitrag eingearbeitet habe, aber trotzdem sehenswert finde.

Der zweite Teil folgt dann bald…

Cheers

Simu



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3 Antworten zu “7-Tage-Trip in die Wüste Gobi, Teil 1”

  • alexandra sagt:

    Bonjour,
    je suis rentrée hier a oulan bator! je suis ici les 9 et 10 septembre et je reprend le train le 11 septembre pour Beijing, si tu as mon mail et que tu es disponible contacte moi! bye

  • Röschti sagt:

    Läck, Simu, eifach nur grossartig, dä Blog. Han scho wieder e Stund im Büro mit Läse verplämpered. 🙂
    Nur bim Ässe chehrts mi amel fasch, wenni das alles lies. wär glaub nüt für mich das huäre Airag & Co, hahaha. Take care, ich freu mi scho riesig uf di nächscht Episode!

    PS: leider sind einige Bilder bim Aaklicke nöd grösser ersichtlich.

  • Matze sagt:

    egii for president! bimnä achsebruch vergigelä, i gheie düre. so chli kuhlness würd einige mönsche hie im weschte o ziemlich guet astah!

    was i würklich nid verstah: wieso bringsch du vo däm airag nid mau äs glas abe? zitat us wikipedia: „[…] prickelnd, kühl erfrischend, mit mandelartigem […] Nachgeschmack. “ muesch de villech dä itrag mau go ändere! 😀

    eifach wieder ä hammer bricht!THX!

    prost & bis baud!

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