Dances of Death in Tana Toraja
10 04 2012Kleine Wanderung – Hautnah dabei bei einer Begräbniszeremonie – noch mehr Gräber beim Sightseeing – spontaner Entscheid zum weiterziehen – endlose Busfahrt nach Tentena.
enthält Fotos von toten Tieren
Nach dem Ausflug durch das Tana Toraja mit dem Führer Samuel wollte ich auch ein wenig auf eigene Faust umher ziehen. Der Schwede Jonas schloss sich mir an und wir nahmen uns vor eine kurze Wanderung zu machen. Mit dem Bemo fuhren wir in die Berge bis nach Deri wo wir ausstiegen und begannen auf der Strasse weiter über Pemo bis nach Pana zu laufen. Der Weg führte uns an vielen Reisfeldern und Reisterrassen vorbei. Viele freundliche Dorfbewohner kamen uns entgegen und grüssten uns mit Hello Mister. Hin und wieder trafen wir auf die typischen Häuser für Toraja sowie die entsprechenden Gräber in Felsen. Nahe Pana besuchten wir eine Babygrabstätte welche leider nicht mehr so gut sichtbar war, da die Babygräber in einem Baum gemacht wurden und die Löcher meist wieder zugewachsen sind. Beim Abstieg nach Tikala, wo wir uns erhofften ein Bemo zu finden, welches uns nach Rantepao fährt, wurden wir von drei Mädchen zu Kaffe und Tee eingeladen wurden. Zwei der Mädchen waren Geschwister und lebten mit den Grosseltern in der kleinen Hütte. Die ältere zeigte mir ihre Schulhefte, als sie erfuhr, dass ich ein Guru (indonesisch für Lehrer) bin. Sie war zwölf Jahre alt und ihre Heftführung war hervorragend, sie zeigte mir ihr Mathematik- und ihr Englischheft. Die Eltern der beiden Mädchen waren auf Borneo am arbeiten. Langsam wurde es spät und wir fragten ob es von hier aus ein Bemo hätte, als Antwort erhielten wir, dass wir gerne bei ihnen übernachten könnten. Wir entschieden uns trotzdem netten Angebot wieder zurück in die Stadt zu gehen. Leider fuhren praktisch keine Bemos mehr und jene die fuhren, waren bereits voll. So liefen wir bis kurz vor Rantepao wo wir dann ein Angebot von einem Fahrradtaxi annahmen, welches uns bis zum kleinen Restaurant in der Nähe unseres Hotels fuhr. Dort assen wir erneut ein Mie Goreng Spesial für 12’000 Rupien (1.20 CHF) bevor wir zurück ins Hotel gingen.
Warten bis das Bemo voll und beladen war. Rechts: wenig Beinfreiheit im Bemo.
Ausblick während der Fahrt nach Deri.
Reisterrassen.
Ich mir noch mehr Reisterrassen.
Ausblick gegen Westen.
Kaffeebohnen, Kakao und Bambus wachsen hier entlang der Strasse.
Bambushain.
Traditionelle Häuser mit Reisspeichern in Tana Toraja.
Ausblick auf Rantepao. Einige Gräber am Wegrand. Rechts: ein Grabeingang mit Opfergaben.
Reisterrassen.
Arbeiten auf den Reisterrassen.
Gräber nahe Panas.
Die Gräber befanden dich in der Nähe des Babygrabbaumes. Rechts: die schlechte Strasse verlängert jede Fahrt mit dem Bemo.
Häuser in Tikala.
Die Wanderroute ist blau eingezeichnet, von Deri bis fast nach Rantepao.
Am nächsten Tag gönnten wir uns wieder den Führer Samuel. Diesmal waren wir zu fünft, nebst Jeremie und Jonas gesellten sich ein Spanisches Pärchen zu uns. So konnten wir auch die Kosten teilen und kamen inklusive Rollermiete auf 90’000 Rupien (9 CHF) pro Person. Samuel führte uns zu einer Begräbniszeremonie. Die Zeremonie war bereits am Vortag angelaufen. Es handelte sich um eine Begräbniszeremonie eines verstorbenen Paares. Die Frau war vor gut zwölf Monaten verstorben, ihr Ehemann ein Monat nach ihr. Die Verstorbenen wurden im hinteren Teil des Hauses während der Zeit bis zur Zeremonie einbalsamiert aufbewahrt. Am ersten Tag der viertägigen Zeremonie, dem Eröffnungstag, werden die Verstorbenen gezeigt und in das für sie hergerichtete Häuschen gebracht. Diese Häuschen wurde extra für die Zeremonie erstellt und wird danach wieder abgebaut. Das Opfern von Wasserbüffeln hat einen sehr hohen Stellenwert bei der Zeremonie und so wurde bereits am ersten Tag ein Wasserbüffel geopfert. Der zweite Tag der Zeremonie ist den Gästen gewidmet. Aus allen Himmelsrichtungen kommen sie her um den Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Verwandte und Bekannte kommen mit den ganzen Familien, eine riesen Anzahl an Menschen. Die Gäste lassen sich registrieren und überbringen ihre Geschenke. Diese Geschenke sind meist Wasserbüffel, Schweine, Zigaretten, Zucker oder Süssigkeiten. An diesem Tag werden so viele Wasserbüffel geopfert, dass die Gäste genug zu speisen haben. Der dritte Tag der Zeremonie ist der anstrengendste Tag, er wird Opfertag genannt und es werden die restlichen vorgesehenen Wasserbüffel geopfert. Je nach Ansehen der Verstorbenen sind dies mehr oder weniger. Manchmal wird nach diesem Tag ein Tag pausiert, da das Opfern sehr anstrengend ist. Am darauf folgenden vierten Tag der Zeremonie werden die Verstorbenen zu Grabe getragen.
Wir wohnten der Zeremonie am zweiten Tag, dem Tag für die Gäste, bei. Bei Ankunft sahen wir zuerst ein kleiner Stand, wo sich die Gäste registrieren liessen und ihre Geschenke abgaben. Zur Abgabe der Geschenke kam auch eine Tiersteuer, die die Schenkenden bezahlen mussten. 100’000 Rupien (10 CHF) für ein Schwein und 200’000 Rupien (20 CHF) für ein Wasserbüffel. Wir liefen zu den Häusern hin, wo die Familie mehrere zusätzliche Häuser aufgebaut hatte. Eines zum Gäste zu empfangen und die Geschenke zu verdanken, eines wo die Verstorbenen während der Zeremonie aufbewahrt wurden und mehrere wo die Gäste Platz fanden um der Zeremonie zuzuschauen. Als wir kurz nach 9 Uhr die Szenerie betraten waren bereits zwei Wasserbüffel geopfert worden, die Köpfe lagen noch auf Palmblättern am Boden. Der eine Wasserbüffel war schon komplett auseinander genommen worden, am zweiten waren mehrere Männer mit grossen Messern und einer Axt am Werk. Wir wurden zu den Angehörigen geführt und übergaben ihnen zwei Stangen Zigaretten. Wir erhielten Kaffee und Süssgebäck.
Registrationsbüro für die Gäste, die Geschenke und an wen genau sie sind. Geschenke sind vorwiegend Wasserbüffel und Schweine. Rechts: auf dem Weg zur Zeremonieplatz.
Der Eingang. Mitte: auf der linken Seite befinden sich die provisorischen Hütten für die Gäste. Recht: das provisorische Haus mit den beiden Verstorbenen.
Der erste Wasserbüffel war bereits zerlegt. Mitte und rechts: der zweite wird gerade zerlegt und portioniert um an die Helfer verteilt zu werden.
Noch während die Männer den zweiten Wasserbüffel zerlegten begannen andere Männer in einem Kreis zu singen und tanzen. Der Tanz wird ausschliesslich an Begräbniszeremonien aufgeführt, dort wird auch gelernt wie er zu tanzen und zu singen ist, Gelegenheiten bieten sich dazu genügend. In zwei riesigen Pfannen wurde das Fleisch und die Innereien des einen Wasserbüffels gekocht. Das Fleisch und die Innereien des zweiten Wasserbüffels wurden in Portionen eingeteilt und an die Helfer der Zeremonie verteilt. Auch die Köpfe werden, an besonders tüchtige Helfer, vergeben. Jedoch besteht bei den Köpfen der Grundsatz, dass die Hörner zurückgegeben werden müssen. Diese werden nach der Zeremonie am Hauptpfosten des Hauses angebracht. Nach der Verteilung des Fleisches wurden einige Geschenke in den Hof gebracht. Ich zählte 16 Wasserbüffel, das Zählen der Schweine hatte ich aufgegeben. Dann marschierten jene Gäste über den Hof welche diese Geschenke offerierten. Die Gäste wurden in das provisorische Haus am westlichen Ende des Hofes geführt wo sie alle Platznahmen. Eine Garde von Frauen brachten Kaffee, Tee und Süssgebäck für die Gäste bevor die Angehörigen in das Provisorium eintraten uns sich bei den Gästen bedankten. Währenddessen wurde im Hof verlesen, wer welches Geschenk mitgebracht hatte und an wen es gerichtet war. Alle Geschenke werden an eine bestimmte Person geschenkt. Nachdem die Angehörigen erfahren haben, welche Geschenke sie erhielten wurde intern und unter Ausschluss der Öffentlichkeit diskutiert was mit den Geschenken (hier: Wasserbüffel und Schweine) geschieht. Dabei gibt es verschiedene Szenarien, entweder werden die Geschenke auch geopfert, oder sie werden an Helfende weiter verschenkt (wie zum Beispiel an die Tänzer, welche aus dem Nachbardorf kamen) oder sie werden behalten. Letzteres trifft meist bei jüngeren Wasserbüffeln zu, da diese eine starke Wertsteigerung erfahren.
Der Begräbnistanz mit dem Mann (links) der mit Mikrofon durch die Zeremonie führte. Rechts: nebenbei wird der zweite Wasserbüffel zerlegt.
Der Gesangsleiter in der Mitte des Tanzkreises. Rechts: einige Gäste schauen gespannt zu.
Der Tanz bei der Begräbniszeremonie wird ausschliesslich dort aufgeführt. Er wird nicht geübt und daher wird er auf solchen Anlässen an die jüngeren weitergegeben.
Die Polizei war vor Ort und schaute auch darauf, dass die Steuern der Schenker bezahlt wurden. Während weitere Geschenke gebracht wurden, wurde die Eingeweide und das Fleisch des ersten Wasserbüffels gekocht.
Das Fleisch des zweiten Wasserbüffels wird gerecht an die Helfer verteilt.
Das Empfangshaus für die Gäste wo die Enkelkinder der Verstorbenen die Gäste erwarten.
Die Geschenke der Gäste werden hereingeführt.
Die Geschenke der Gäste werden präsentiert und einem Angehörigen zugesprochen.
Die Gäste werden in das Empfangshaus geführt.
Die Gäste warten auf Kaffee, Tee und die Angehörigen der Verstorbenen.
Tee und Kaffee wird den Gästen serviert.
Einige der Gäste kamen gar aus Jakarta und überbrachten Geschenke. Das Schenken zeigt nicht nur Wertschätzung der Verstorbenen, sondern fordert die Familie auch zur Teilnahme an zukünftigen Begräbniszeremonien der Schenkenden Familien auf. Dabei wird dann ein ebenwertiges Geschenk erwartet. Bei dieser Begräbniszeremonie hier wurden mindestens 24 Wasserbüffel geopfert. Dies war zumindest die Anzahl, die vorgesehen war. Dazu kamen noch einige Wasserbüffel die als Geschenke überbracht wurden. Die 24 Wasserbüffel die von Anfang an vorgesehen waren, wurden von der Familie gestellt. Bedenkt man, dass ein Wasserbüffel um die 12-15 Millionen Rupien (1’200-1’500 CHF) kosten und der weissschwarze Wasserbüffel gar bis zu 30 Millionen (3’000 CHF), so kommt man auf eine Summe von 300 bis 350 Millionen (30’000 bis 35’000 CHF). Dies kann zu einem finanziellen Desaster der Angehörigen führen.
Die Zeremonie mit dem Geschenke in den Hof bringen, verlesen der Geschenke, sich bei den Gästen bedanken und der Totentanz wiederhohlen sich an diesem Tag mehrmals. Nach knapp vier Stunden verliessen wir das Schlachtfeld, welches eigentlich erst am darauffolgenden Tag einen solchen Namen verdient. Ein Gast erklärte mir, dass nach dem Opfertag der ganze Boden des Hofes mit Blut getränkt sei. Ich war froh hatten wir nicht den Opfertag für unseren Besuch gewählt. Die Schweine wurden übrigens nicht im Hof geopfert, sondern hinter den Häusern im Wald, wo sie gleich danach ausgenommen wurden und am Stück über einem grossen Feuer gebraten wurden. Für mich war erstaunlich wie viele Touristen sich bei der Zeremonie im Hof herumtummelten. Es waren bestimmt über 100 Touristen! Doch die “Trauergemeinschaft” liess sich in ihrer festlichen Stimmung nicht stören und lebte ihre Tradition wie gewohnt aus. Als wir die Zeremonie verliessen waren die meisten am Essen und auch wir hatten langsam Hunger. So gingen wir zurück nach Rantepao in ein Restaurant wo ich mir ein Wasserbüffelsteak gönnte. Leider war es sehr zäh.
Ein Schwein wird unter lautem gequietschte abgeführt. Man beginnt zu essen und die Zeremonie geht weiter (rechts).
Um einfach mal zu zeigen wie gut es aussieht, wenn man mit einem iPad fotografiert… Bitte weder zuhause noch im Urlaub nachmachen.
Restaurant nach der Zeremonie. Rechts: Wasserbüffelsteak.
Am Nachmittag unternahmen wir eher unspektakuläre Ausflüge zu weiteren, älteren Grabstätten mit Tau Tau Figuren und zu einer Ansammlung von Monolithen mit einigen Gräbern und Babygrabstätten. Wir konnten auch kurz schauen, wie dir Gräber immer noch von Hand in den Fels gehauen wurde. Das Herumfahren mit dem Roller machte nicht so viel Spass, da ich den Schweden Jonas auf dem Rücksitz hatte und der fürchtete sich ziemlich oft und beklagte sich über meinen Fahrstil. Am Abend ging ich dann zum ersten mal nicht wie gewohnt zum kleinen Restaurant mit dem feinen Mie Goreng Spesial, sondern ging ein bisschen weiter und ass Hühnchen mit Reis. Wobei den Reis liess ich stehen, da er ein bisschen modrig roch. So schlecht hatte ich schon lange nicht mehr gegessen. Danach bereitete ich mich auf den nächsten Tag und meine dreitägige Wanderung im Alleingang vor.
Alte Grabstätte mit alten Tau Taus. Rechts: ein alter Sarg.
Mit unserem Führer Samuel.
Die Gräber werden auch heute noch von Hand aus dem Stein gemeisselt. Wasser und Handy sind bei der Arbeit nicht fern. Rechts: ein kurzer Blick in die noch freie Grabkammer.
Monolithe.
Babygräber in einem grossen Baum oberhalb der Monolithe. Rechts: nach dem Besuch wurden wir zur Kasse gebeten: 10’000 Rupien (1 CHF) pro Person.
Die ganze Nacht hatte es geregnet, das Wetter sah nicht viel versprechend aus. An meinen Füssen schmerzten drei Wunden die seit drei Wochen nicht verheilen wollen und der Fakt dass ich ganz alleine für drei Tage durch die Berge von Toraja wandern würde, liessen mich um entscheiden. Ich packte den Rucksack wieder um, ging in die Stadt um mir ein Busticket nach Tentena zu kaufen. Jonas und das Spanische Pärchen hatten sich schon am Vorabend für den Bus Plätze besorgt und so schloss ich mich ihnen an. Die Fahrt begann ziemlich vielversprechend, schon nach 15 Minuten hielt der Bus zum ersten mal an und der Fahrer schraubte irgendwas am Motor herum. Der Bus war bis auf ein Platz voll besetzt, der leere Platz befand sich passenderweise neben mir und so hatte ich doch ein wenig Beinfreiheit. Danach verlief die Fahrt ohne grössere Zwischenfälle. Einmal wurden zwei Räder abgenommen und jeweils nur ein bisschen gepumpt, so wie ich das gesehen hatte. Die ganze Strecke war sehr kurvig, die Strasse in gutem Zustand und ich verfluchte mich einmal mehr kein Motorrad gekauft zu haben. Als es dunkel wurde und hie und da unangenehme Geräusche, gefolgt von unangenehmem Geruch, ertönten wurde der Wunsch nach einem eigenen Motorrad noch grösser. Als es dunkel wurde schaute ich mir Filme an bis der Akku aufgebraucht war, aus den angeblich 10 Stunden wurden schlussendlich 14 Stunden. Als wir in Tentena ankamen, ich dachte wir erreichen das nie mehr, hatten sich die beiden Spanier um entschlossen und blieben im Bus um nach Palu zu fahren und dort ihre Visa verlängern zu lassen. So stieg ich mit Jonas und Jared, einem jungen Amerikaner, aus. Jonas suchte sich ein Hotel und Jared und ich teilten uns ein Zimmer im Tropicana. Ich sank sofort in einen tiefen Schlaf.
Im Bus, meine Beine hatten kaum Platz, die Hühner befanden sich zum Glück aufm Bus.
Erster (freiwilliger) Stopp zum essen. Rechts: eher weniger freiwilliger Stopp wurde auch zum essen genutzt.
Das Licht ging im Bus nur an, wenn jemand ausstieg. Gefüllte Kotztüten unter dem Sitz vor mir. Rechts: endlich angekommen, aber wo???
Cheers
Simu
Viele Dank für d’Warnig, ich han eifach mal d’Bilder nöd aaklickt. Wiiteri Kommentär zu denä bekloppte Traditione cha mer ja spare. *ggg*