Mountains Of Death Tana Toraja
8 04 2012Busfahrt mit schöner Aussicht und schlechtem Geruch – Ankunft in Rantepao – Tour in Tana Teraja – Marktbesuch.
Viel zu früh am Morgen machte ich mich mit dem Schweden Jonas auf zur Busstation in Makassar. Angeblich sollte dort ein Bus um 9 Uhr fahren. Wir wollten früh genug dort sein und erfuhren um 8.30 Uhr, dass der Bus erst um 10 Uhr fährt. Immerhin hatten wir so noch genügend Zeit uns mit einer Leberbrühe zu stärken und Wasser führ die achtsündige Fahrt einkaufen. Um 10.30 Uhr ging es dann endlich los. Ich war froh Makassar endlich verlassen zu können. 80’000 Rupien (8 CHF) kostete die angeblich acht stündige Fahrt. Auf der Fahrt lernte ich den Franzosen Jeremie kennen, er hatte sich einen Führer für Tana Toraja bereits in Makassar ausgesucht. Praktisch den ganzen Weg entlang, zumindest bis die Berge begannen hatte es Häuser entlang der Strasse. Die Häuser waren oft sehr unterschiedlich. Traditionelle Häuser wechselten sich mit modernen Häusern wie ich sie in Vietnam gesehen hatte ab. Einige waren sehr heruntergekommen, andere waren neu und mit vielen Farben verziert. Hin und wieder legten wir einen Stopp ein, mal für ein kleines Geschäft, mal um zu essen oder weil der Fahrer eine rauchen wollte. Als es begann dunkel zu werden erreichten wir die Berge. Es ging steil bergauf und wurde merklich kühler. Im Bus roch es stark nach Durian, anfangs störte mich das nicht gross, doch mit der Zeit wurde es unerträglich. Als dann wegen der kurvigen Strasse sich mehrere übergeben mussten musste ich mir mein verschwitztes T-Shirt vor die Nase halten um nicht selber auch rückwärts zu essen. Gegen 8 Uhr abends erreichten wir Rantepao. Wir stiegen im Pia’s Poppies Hotel ab und baten um Zimmer. es waren nur noch zwei Doppelzimmer vorhanden und so teilte ich mir ein Zimmer mit Jeremie für je 66’000 Rupien (6.60 CHF). Das Zimmer war ziemlich nett eingerichtet und hatte ein schönes Badezimmer. Für den nächsten Tag verabredeten wir uns mit Samuel für eine Tour durch Tana Toraja mit Scootern. Da es im Hotel um 20.55 bereits nichts mehr zu essen gab, suchten wir uns ein nahe gelegene Essensmöglichkeit. Wir fanden ein kleines Restaurant mit wunder-super-barem Mie Goreng Ayam (gebratene Nudeln mit Hühnchen).
Der Bus und Reisfelder beim ersten Stopp.
Traditionelle Häuser vom Unterland Südsulawesis.
Häuser werden renoviert. Reihenhäuser. Rechts: prachtvolles Haus mit kürzlich gewaschenem Auto.
Ein paar Karstgebirge die sich aus der flachen Landschaft erheben.
Weitere traditionelle Häuser mit typischen “Hörnern” auf dem Dach.
Eher modernisierte Häuser nach traditionellem Stil.
Traditionelle Häuser werden mit schönem Garten ausgestattet. Rechts: neueres und moderneres Haus umgeben von Reisfeldern.
Letzter und kurzer Stopp mit frischer Bergluft.
Hotelzimmer und Badezimmer im Pia’s Poppies Hotel.
Jeremie und Jonas im kleinen Restaurant. Rechts: Mie Goreng Ayam.
Unglaublich lange warteten wir auf unser Frühstück, es waren mindestens 45 Minuten und in der Zeit hätte ich die Zutaten selber schneller eingekauft und zubereitet. Das war das erste Mal auf meiner Reise, dass ich richtig kribbelig wurde vor Ungeduld und mich fragte wie man nur so langsam sein kann. Nach dieser Eskapade und dem verweigerten Nachtessen am Vorabend beschloss ich in diesem Hotel nichts mehr zu essen. Samuel wartete schon mit zwei Roller auf Jeremie und mich. Jonas wollte sich zuerst selber ein bisschen umsehen. Samuel führte uns als erstes zu einer Grabstätte in der Nähe von Lemo ungefähr 10km südlich von Rantepao. Die Grabstätte befindet sich in einem Felsen umgeben von Reisfeldern, Urwald und ein paar Häusern. Dort konnten wir einige Gräber in einer Felswand besichtigen. Nach den Beerdigungszeremonien werde die Toten in 1 mal 2 Meter grosse Höhlen in den Felsen zur letzten Ruhe gebracht. Die Höhlen werden auch heute noch als Grabkammern verwendet und traditionell in Handarbeit erstellt. Dies können sich heute aber nur noch reicher Familien leisten. Neben diesen Höhlen werden Puppen von den Toten, sogenannte Tau Taus aufgestellt.
Die Umgebung östlich von Lemo.
Arbeiten auf den Reisfeldern. Rechts: Die Felswand mit den Gräbern.
Gräber und Tau Taus. Rechts: eine weitere Felswand mit Gräbern, links davon ein neues Grab.
Ausblick über die Reisfelder.
Links junger Reis, rechts liegt ein Reisfeld brach.
Tongkonan, die traditionellen Häuser in Tana Toraja.
Danach fuhren wir weiter in den Süden bis nach Makale wo mir eine Statue auffiel und ich Samuel fragte wer das ist. Lakipadada hiess der Held von Tana Toraja, der auf der Suche nach dem ewigen Leben Sulawesi verliess. Als er am Meer stand und nicht mehr weiter wusste kam ein Albino Wasserbüffel und bot ihm Hilfe an. Als Gegenleistung verlangte der Albino Wasserbüffel, dass in Tana Toraja keine Albino Wasserbüffel mehr geopfert werden. Sollte es trotzdem vorkommen, so werden die Nachkommen der beteiligten Familien mit Behinderungen zur Welt kommen. Lakipadada war schlau, liess sich helfen und seit daher werden Albino Wasserbüffel bei Geburt besonders gut betrachtet. Wird ein nur ganz kleiner schwarzer Fleck auf dem Tier gefunden gilt er nicht als Albino, ist das Tier jedoch Fleckenfrei wird es umgehend getötet und vergraben und gilt daher nicht als Opfer. Ist es jedoch der Fall, dass es ein Wasserbüffel mit weissem und schwarzem Fell ist, und möglicherweise sogar noch blaue Augen hat, dann hat der Besitzer besonderes Glück. Solche Ausgaben von Wasserbüffeln sind sehr wertvoll. Wir besuchten einige Dörfer und schauten uns die Tongkonan Häuser an. Anschliessend führte uns Samuel in ein Höhlengrab wo mehrere Gebeine offen und in Särgen aufgereiht waren. Die Knochen wurden nach den langen Begräbniszeremonien dort hin gebracht und sind öffentlich zugänglich.
Endlich wieder auf zwei Rädern unterwegs (und motorisiert). Die Strassen sind für Autos nicht überall geeignet, leider auf für Scooters nicht.
Statue in Makale. Auch Scooterfahren macht Spass.
Tongkonan Häuser. In der Mitte: Jeremie und Samuel.
Wasserbüffel vs. Jeremie neben Reisfeldern.
Reisfelder. Rechts: ich und Jeremie.
Verschiedene Tongkonan Häuser im Aufbau.
Eine Begräbnisstätte in einer Höhle. Die Knochen wurden meist offen aufgereiht.
Totenköpfe, Särge und Tau Taus in Reih und Glied.
Mehr und mehr wurden die Gebeine immer höher verstaut, um sie vor diebischen Besuchern zu schützen. Mitte und rechts: die ganze Höhle.
Mittagessen gab es in einem Restaurant mitten in den Reisfeldern. Jeremie und ich assen Spezialitäten aus Toraja wie Pamarrasan (Schweinefleisch), Hühnchen gekocht in Bambus und schwarzer Reis. Als Vorspeise hatten wir eine Kürbissuppe und als Desser kriegten wir einen Fruchtsalat. Auf dem weiteren Weg besuchten wir wieder einige Dörfer und betrachteten die vielen Wasserbüffelhörner welche am Frontpfosten befestigt den Status der Familie preisgaben. Je mehr und je grössere Hörner, um so grösser der Reichtum und das Ansehen der Familie. Zusätzlich zu den Häusern befinden sich meist mehrere kleinere Tongkonan Reisspeicher gegenüber der Häuser.
Ausblick beim Mittagessen.
Mittagessen in einem Restaurant umgeben von Reisfeldern.
Reisfelder.
Überall schnell zu erblicken, die Tongkonan Häuser. Rechts: die Anzahl der Schädel von den geopferten Wasserbüffeln gibt Auskunft über den Status der Familie.
Tongkonan Reisspeicher.
Tongkonan Häuser ergänzt mit aktuelleren Bauten und Utensilien.
Tongkonan Häuser und Tongkonan Reisspeicher.
Als letzte und wohl grösste touristische Attraktion besuchten wir den Ort Ke’te Kesu. Dort wurde gerade ein neues Gebäude errichtet, das nur dazu erbaut wird um der Begräbniszeremonie zu dienen. Danach wird das ganze wieder abgebaut. Hinter dem Dorf befand sich eine weitere Begräbnisstätte wo Särge mit Balken vor dem Felsen befestigt wurden. Das Holz leidet mit der Zeit und so kann es vorkommen, dass ein Sarg herunter fällt. Dieser bleibt dann einige Zeit liegen und wird mit einer weiteren Zeremonie aufgeräumt und die Knochen werden am Boden anderweitig verstaut.
Ke’te Kesu, ein Tongkonan Dorf mit Vorbereitung auf eine Begräbniszeremonie. Rechts: Abfallentsorgung bei Ke’te Kesu.
Ke’te Kesu.
Malarbeiten am Haus für die Begräbniszeremonie. Rumpf eines Tongkonan Hauses. Rechts: Blick nach Norden in Ke’te Kesu.
Grabstätte bei Ke’te Kesu.
“Someone else in my Coffin.”
Die Knochen werden in einer Art Särgen an die Felswand gemacht, fällt einer runter bleibt er eine Zeitlang liegen und dann mit einer Zeremonie anständig versorgt. Rechts: anständig versorgte Knochen und Plastikflaschen.
Am Abend gingen wir erneut im selben Restaurant essen und gönnten uns diesmal Mie Goreng Spesial, welches zusätzlich ein gekochtes Ei enthielt. Am nächsten Morgen machten Jeremie und ich uns auf den Weg zum Markt. Dieser findet alle sechs Tage statt in Bolu ein paar Minuten nordöstlich von Rantepao. Wir gingen zuerst auf den Viehmarkt. Hunderte Wasserbüffel wurden dort zum Verkauf angeboten. Die Tiere wurden gepflegt, gestreichelt, gefüttert und gewaschen. Es wurden auch einige der teuren halb Albino Wasserbüffel angeboten, diese können je nach Alter und Zeichnungen zwischen 100 und 250 Millionen Rupien (10’000-25’000 CHF) kosten. Ein normaler Wasserbüffel kostet bis zu 25 Millionen Rupien (2’500 CHF). Die Wasserbüffel werden weder als Lasttiere noch in der Landwirtschaft als Zugskraft verwendet, ihre Bestimmung ist einzig und alleine die Opferung bei Begräbniszeremonien. Bei diesen mindestens vier tägigen Zeremonien werden mehrere Wasserbüffel geopfert, je nach Ansehen und Reichtum der Familie der Verstorbenen. Daneben werden noch einige Schweine angeboten, sonst habe ich keine weiteren lebenden Tiere zum Verkauf gesehen. Vielerorts zwischen dem Marktgeschehen lassen die Männer ihre Hähne gegen einander kämpfen und wetten eifrig dabei. Ansonsten iss der Markt ziemlich wie jeder andere asiatische Markt. Die Esswaren wurden rund um ein einstöckiges grosses Gebäude angeboten, im Innern befanden sich Kleider- und Handwerkerstände und einige kleine Restaurants. Nach dem wir auf dem Markt eine Fleischballsuppe gegessen hatten fuhren wir zurück nach Rantepao wo wir ein bisschen durch die Strassen flanierten. Ein paar Jugendliche luden uns ein bei ihnen hinzusitzen. Zwei von ihnen trugen Metalshirts und so war trotz Sprachschwelle schnell ein Thema gefunden. Die beiden zeigten mir anschliessend das wohl einzige Geschäft, welches neben Tana Toraja Shirts auch Metal CDs und Shirts verkauft. Ich kaufte mir eine CD von einer Death Metal Band von Sulawesi und fand heraus, dass sie eine Woche zuvor in Rantepao ein Konzert gegeben hatten.
Auf dem Weg zum Markt. Rechts: Wasserbüffel werden genau betrachtet.
Rund um das Feld wurden Wasserbüffel angeboten.
Ein Prachtstück von einem Wasserbüffel. Ein noch so kleiner Fleck kann den fast Albino zum wertvollen Wasserbüffel machen.
Noch mehr Wasserbüffel.
Ferkel werden in Säcken verkauft, die ausgewachsenen Schweine werden auf Bambustragen verkauft. Rechts: zwei Jungen machen ihre Hähne für einen Hahnenkampf aggressiv.
Ein Junge mit seinem Hahn auf der Suche nach einem würdigen Gegner. Rechts: ein Fischstand mit frischem Fisch (der gegen Mittag langsam aber sicher stark zu riechen begann).
Die beiden jungen Metaller von Rantepao. Der Metalshop in Rantepao.Rechts: Plakat des verpassten Konzerts.
Cheers from the real Mountains of Death.
Simu
Die hüser gsehnd sooo geil us…allgemein die gegend gseht super us!
Hallo Simon
Habe eben deine Reiseberichte gelesen – ganz spannend und interessant, vor allem ganz tolle Fotos und Kommentare. Merci viu mau für deine Karte, hat mich sehr gefreut! Wünsche dir noch eine gute Reise und vielleicht ja mal an einem LehrerInnen-Event!
Herzliche Grüsse
Denise
PS: Du bist ja ein richtiger Schriftsteller geworten – hattest wohl eine gute Deutschlehrerin…