Bandung Underground

24 01 2012

Zurück in Bandung – Commonroom – Revival Konzert im Dago Tea House – mit was der Underground hie und da zu kämpfen hat, zwei Beispiele – Zugfahrt nach Jakarta.

Zurück von Carita und dem Krakatau quartierte ich mich diesmal direkt im Commonroom in Bandung ein. Ich konnte im Tonstudio auf dem Ausziehsofa schlafen. Zurück nach Bandung führten mich die drei Konzerte welche für das Wochenende angesagt waren. Am Freitag besuchte ich mit Kimo und Man einen Revival Anlass wo Bands spielten die es eigentlich schon lange nicht mehr gibt. Als erste Band spielten Impish. Die Band trat mit Corpsepainting auf und spielte Black Metal, was mir nicht unbedingt zusagte, jedoch trotzdem witzig anzuschauen war. Karburator spielten ausschliesslich Covers von westlichen Bands wie Sepultura, Metallica und Slayer. Auch Zalnabur gaben diverse Covers zum Besten, unter anderem Painkiller und zwar mit einer exzellenten Stimme. Mit Mesin Tempur, was soviel bedeutet wie Kriegsmaschine, stand die erste Grindcore Band auf der Bühne. Gefolgt von Funeral welche auch mit schnellem Grindcore überzeugten. Und schliesslich stand mit Insanity der Headliner auf der Bühne. Insanity existieren seit fast 20 Jahren nicht mehr, da der Sänger seit über 16 Jahren in Holland lebt. Diese Band hat mich an dem Abend am meisten überzeugt, ich war so fasziniert von der Mischung aus Hardcore und Grindcore, dass ich komplett vergass Fotos zu machen. Während dem Anlass wurden diverse Leute der Metalszene mit einer Auszeichnung, einem Pokal, geehrt. Aber nicht nur Metalheads erhielten eine solche Anerkennung, sondern auch Kajul, welcher sich selber zur Punkszene zählt. Nach dem Anlass gab es noch diverse Fotoshootings und schliesslich ging ich mit Man und einigen Freunden essen. In Südostasien beginnen die Konzerte meist früh und praktisch immer geht man danach gemeinsam essen.

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Die Bühnendeko des Anlasses. Rechts: der Saal des Dago Tea Houses.

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Durch den gesamten Abend wurde Unterhaltung und Informationen von zwei Kommentatoren zwischen den Bands geboten. Rechts: Impish.

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Impish live.

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Ehrung für besondere Unterstützung des Undergrounds. Der Pokal. Rechts: der Punker Kajul erhält seine Auszeichnung.

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Einige Konzertbilder.

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Fotoshooting mit Bleeding Corpse und Burgerkill.

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Gruppenfoto nach dem Anlass. Rechts: Auswahl beim Nachtessen.

Der Commonroom, Ort der Begegnung, Ort für Kultur, Diskussionen, Anlässe, Treffen für die Organisation externer Events und nicht zu Letzt eine Unterkunft für so einige im Bereich der Kultur tätige Leute. Der Commonroom existiert seit gut acht Jahren und ist eine Weiterführung einer Onlinecommunity für den Austausch von Kultur. In dem Haus befindet sich eine kleine Cafeteria, einige Schlafräume, zwei Toiletten mit Duschen, ein Musikstudio, eine Pflanzenzucht, eine Bibliothek, ein kleines Geschäft für Musik und Merchandising, ein offener Raum für die unterschiedlichsten Anlässe sowie ein zur Strasse offene Veranda. Im Tonstudio wird Musik aufgenommen und manchmal ein Onlineradio betrieben. Es befinden sich auch diverse Bambusinstrumente in dem Raum, welche von Karinding Attack für deren Proben verwendet werden. Karinding Attack ist ein Projekt welches traditionelle Musik mit Bambusinstrumenten, Jazz und Man’s Gesang vereint. Eine ziemlich spezielle Mischung, welche mir jedoch sehr zusagte und ich genoss es, der Probe beiwohnen und zuhören zu können. Es fanden auch Anlässe zu Breakdance und Hip Hop statt. Sowie wurde eine kleine Szene gedreht, welche im nationalen Fernseh ausgestrahlt werden soll. Wofür diese kurze Szene gut war habe ich nicht heraus gefunden. Ich wurde als Statist eingesetzt und sollte mich normal verhalten während dem ich mit einer Freundin zum Kleider einkaufen musste. Nach zwei mal drehen war die Szene im Kasten. Auch Man wurde für eine solche Szene eingesetzt, nach dem Dreh brachte er mich zu einem Geschäft speziell für Death Metal Merchandise wo ich mir einige Souvenirs kaufte.

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Auf der Veranda des Commonrooms (links). Karinding Attack bei der Probe.

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Pflanzenzucht und Bibliothek.

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Videoshooting. Rechts: die Hauptdarstellerin und ich.

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Mit Zemo und Man. Rechts: mit Sabine.

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Vor geschlossener Tür des Merachndiseshops. Rechts: im Remains Shop.

Am Samstag war ein Hardcore Festival im Dago Tea House angesagt. Der Anlass wurde kurzfristig von Bandung in einer Vorstadt verlegt was dazu führte, dass niemand mehr aus dem Commonroom den weiten Weg aus sich nehmen wollte. So entschied ich mich mit dem Leuten im Commonroom zu bleiben. Wir machten einen Ausflug zu einem der Hügel welcher Bandung umgibt. Von dort aus hatte man ein wunderbaren Überblick über die weit ausgebreitete Stadt. Kurz bevor wir dort eintrafen endete eine friedliche Demonstration gegen die Überbauung des Hügels. Man und einige andere aus dem Commonroom nahmen noch an der Planung für weitere Aktionen gegen die Überbauung teil. Dann fuhren wir zurück in den Commonroom und besorgten uns Essen. Manchmal gingen wir auswärts essen, manchmal holten wir Essen in den Commonroom oder leissen die auf der Strasse herum gehenden Essensverkäufer zu uns auf die Veranda kommen. Die Mahlzeiten kosteten 6-18’000 Rupien (0,60-1,80 CHF).

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Ausblick auf eine Siedlung an einem der Hügel und Bandung im Hintergrund.

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Ausblick auf Bandung. Rechts: Besprechung weiterer Aktionen im Zelt.

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Ausblicke auf Bandung.

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Ausblick auf die hüglige Umgebung. Rechts: Ausblick auf Bandung.

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Über den Dächern von Bandung.

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In den Strassen von Bandung.

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Essen zum Mitnehmen.

Am Sonntag ging ich mit Kajul zum sechsten Selatan Satukan Perbedaan Festival. Auf dem Hinweg machten wir kurz Halt um Wasser und Eiscaffe in einem kleinen Lebensmittelgeschäft zu kaufen und ich konnte erfahren wie es ist mit einem Helm in ein Geschäft zu gehen. Smiley Ist ziemlich praktisch, da das Aus- und Anziehen des Helmes entfällt und ich beim verlassen des Geschäftes den Kopf an einer Eisenstange anschlug. Zum Glück trug ich den Helm. Das Festival fand in einer Aula auf einer Militäranlage statt. Das hatte den Vorteil, dass die Polizei nichts zu sagen hatte und nur mit dem Militär verhandelt werden musste. Als wir ankamen war das Festival bereits ausverkauft, Kajul schleuste mich durch den Backstage in die Aula. In der Aula stach ich ziemlich heraus, die meisten waren zwischen 12 und 18 Jahren alt so schätzte ich. Ich war fast zwei Köpfe grösser als die meisten im Raum und wurde von unzähligen gebeten, mich mit ihnen fotografieren zu lassen. Das Festival hatte schon vor dem Mittag begonnen und so hatte ich einen grossen Teil der mir unbekannten Bands verpasst. Es spielten abwechslungsweise Metal- und Punkbands. Bei einigen Bands ging es gar wild zu und her vor der Bühne, dass zwei Knaben bewusstlos aus der Aula getragen wurden. Zwischen den Bands welche 15-20 Minuten spielten gab es jeweils etwa fünfminütige Umbaupausen. Um 18.00 Uhr fand eine halbstündige Gebetspause statt. Danach stand die viertletzte Band Arakism auf der Bühne. Arak ist eine Art Reiswein, welcher in Indonesien verbreitet ist. Die Band kam bereits ziemlich betrunken auf die Bühne und zelebrierte den Alkoholkonsum während ihrem Konzert weiter. Kurzerhand tauchten einige Militärs auf der Bühne auf und fackelten nicht lange herum. Ich befand mich am Rande der Bühne, da ich die Konzerte nach der Gebetspause aus dem backstage betrachten wollte. Es wurde laut geschrien, verstanden hatte ich nichts, doch erkannte ich den Sinn von den Reaktionen. Das Publikum begann fluchtartig durch die Türe der Aula nach draussen zu rennen. Nach dem mehr als die Hälft die Aula verlassen hatten, drängten einige wieder zurück in die Aula gefolgt von mehreren Militärs. Somit war klar, der Anlass wurde abgesagt, die restlichen drei Bands würden nicht mehr spielen. Ich zog mich in den Backstage zurück und wartete ein paar Minuten mit Kajul ab, bis er sagte es sei besser zu verschwinden und so machten wir uns aus dem Staub. Draussen war es bereits dunkel und so konnten wir auf dem Roller mit den vielen anderen Rollern aus dem Militärareal verschwinden. Wir fuhren zu einem Freund wo wir uns über die Organisation von Festivals in Bandung unterhielten. Der Freund war der Organisator vom Bandung Berisik Festival, an welchem 30’000 Zuschauer an einem Tag den metallischen Klängen lauschten. Seit 2008 bei einem Festival elf junge Zuschauer starben haben die Festivalorganisatoren mit erheblichen Vorschriften zu kämpfen und es benötigt viel Energie und gute Verhandlungskenntnisse, um solche Events durchsetzten zu können. Kajul, Man und der Organisator vom Bandung Berisik Festival befinden sich auf gutem Wege mit den Behörden klar zu kommen, jedoch sind solche Vorfälle wie bei diesem Festival meist ein arger Gegenschlag. Die Band Aragism wurde von Kajul für seine Events konsequent nicht gebucht, obwohl es Freunde von ihm sind.

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Mit Helm im Kwiki-Markt. Rechts: die Aula auf dem Militärgelände.

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In der Aula. Rechts: 32 Bands an einem Tag.

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Einige die ein Foto mit mir haben wollten, mussten auch eines mit sich machen lassen. Publikum bei den Konzerten.

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Militär prangt einen der Übeltäter auf der Bühne an. Rechts: Der Saal war nach weniger als einer Minute geräumt.

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Letztes Foto vor dem Backstageausgang. Rechts: abhauen auf dem Roller.

Und dann kam er, der unausweichliche Zeitpunkt um sich zu verabschieden. Die Leute aus dem Commonroom waren mir ans Herz gewachsen. Ich wurde auch am letzten Tag herzlichst umsorgt und schlussendlich zum Bahnhof begleitet wo ich mir ein Ticket nach Jakarta kaufte. Im Zug war ich froh hatte ich meinen Pullover griffbereit, denn die Klimaanlage war auf volle Leistung eingestellt. Aus dem Zugfenster sah ich wunderschöne Landschaften vorbei ziehen. Wenn der Zug über Brücken fuhr, so standen hie und da ein paar Menschen auf kleinen Terrassen der Brücke, die wohl zur Sicherheit für jene angebracht waren, die die Brücke zu Fuss überquerten und vom Zug überrascht wurden. Es wurde bald dunkel und so konnte ich mich meinem Laptop und diesem Blogeintrag widmen. Im Zug gab es Steckdosen und ich konnte meinen Laptop aufladen. In Jakarta angekommen nahm ich ein blue bird Taxi und gab ihm eine Adresse im Zentrum an. Ich betrat ein Backpackerhostel welches vor nicht einmal zwei Monaten eröffnet wurde, ganz schön angenehm und ich war positiv überrascht. Glücklicherweise hatten sie noch ein letztes freies Bett, welches ich sofort bekam.

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Abschiedsfotos vor dem Commonroom.

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Mit Sabine und Man neben einem Esswarenverkaufswagen, welchen wir zu uns auf die Veranda baten. Rechts: mein Gepäck wurde separat zum Bahnhof gebracht.

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Der Bahnhof. Sehr sauber und mit einem Schild, dass auf die Gefahr beim überqueren der Geleise hinweist.

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Der Zug nach Jakarta. Rechts: im Zug.

Cheers

Simu



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